Donnerstag, 5. April 2012

Japan, jetzt richtig

2. April
Endlich da. Nach einem ersten vierstündigen “Nachtflug” und einer zweiten eineinhalbstündigen  Kurzstrecke bin ich mittags in Kansai angekommen. In Busan habe ich beim Zwischenstopp eine Übernachtung gebucht, jetzt musste ich das Hotel nur noch finden. Keine grosse Sache, habe ja den LP von Japan und am Flughafen gibt es ja auch Stadtpläne (wenn man denn einen organisiert hätte). Ich wusste ja wo es ist, also stieg ich in den Zug ein, bei der richtigen Haltstelle raus, zwei Blocks und schon war ich da. Nach dem Einchecken und Deponieren der Rücksäcke gab’s dann ein Katsudon-Menu, yummy.
Ich nahm bei strahlendem Sonnenschein (und 10 Grad) den Zug zum Hauptbahnhof und ging zur Hauptpost um dort den “Poste Restante” Brief abzuholen, der da auf mich warten hätte sollen. Erstens war die Hauptpost nicht mehr da, resp. unter der im Internet aufgelisteten Adresse und als ich in der neuen Hauptpost nach dem Brief fragte, war der nicht da. Naja, aufs Erste liess ich das mal so sein.
Zufälligerweise befand sich gegenüber eine Outdoorladen, so musste ich keinen mehr suchen. Ich kaufte mir eine Stirnlampe, Handschuhe, Stulpen (ähnlich den Militärgamaschen), einen dünnen Pullover, eine Schlauchmütze und kleine Plastiktüten. In einem der vielen Cafés genehmigte ich mir eine gesunde Tasse Tee, bei der ich aufgrund des Schlafmangels und der Wärme fast einschlief. So zwängte ich mich wieder in die Kälte raus. Bis zu einem Restaurant, dort was dann ein frühes Nachtessen angesagt und Rückkehr ins Hotel. Nach ein bisschen Fernsehschauen schlief ich über elf Stunden, verpasste sogar das Frühstück und einen guten Teil des Morgens. Oha.

3. April
Da ich schon mal in Osaka war, fiel das Sightseeing aus, heute mussten noch ein paar Dinge organisiert werden. Zuerst jedoch mal folgte ein gemütlicher Kaffee mit Frühstück. Zuerst wollte ich mir eine lokale Telefonnummer mit Prepaid-Abo kaufen, was jedoch anscheinend nicht möglich ist. Die drei grossen Anbieter sagten, das wäre nicht erlaubt. Also Entscheidung: dann werde ich mein Telefon nutzen. Anschliessend ging ich nochmals zur Post, fragte zur Überprüfung, ob das denn die Hauptpost sei und ob man nochmals nachschauen könne, vielleicht hat mich der Mann am Vortag ja nicht so richtig verstanden. Die Angestellten waren sehr hilfsbereit, sogar zu Dritt haben sie gesucht. Leider kein Brief. So muss ich es etwas anders, resp. später und kurzfristig organisieren, geht jedoch auch.
Im Touristeninformationszentrum holte ich mir (dann auch noch) einen Stadtplan, den ich jedoch eigentlich nicht mehr brauchte, da ich kontinuierlich die Karten fotografiert hatte.
Dann kaufte ich mir noch einen neue Kompaktkamera, Sony irgendwas. Gerade mal hundert Gramm schwer; denn für die nächste Zeit muss ich aufs Gewicht achten. Die andere hat seit Kurzem einen Knacks, wenigstens hat sie’s noch bis ins Land der Kameras geschafft.
Zurück im Hotel musste ich erstmals Wäsche waschen. Zeitgleich in der Lobby sitzend, kopierte ich die Fotos von der neuen Kamera rüber und skypte anschliessend mit meinen Vater. Nach der Wäsche ging ich in den kalten Abend hinaus um in dem Sushirestaurant am Eck was Feines einzuverleiben.
Unterwegs zum Hotel kaufte ich einem Hundert-Yen-Shop noch grosse Plastiksäcke für 105 Yen (?!?).  Den restlichen Abend verbrachte ich im Hotelzimmer und machte zuerst einmal eine Auslegeordnung mit zwei Kategorien: Was brauche ich und was nicht. Im Laufe der nächsten zwei Tage werde ich die Artikel der zweiten Kategorie entsorgen, jedoch nicht bevor ich im Ryozen-Tempel auf Shikoku gewesen bin.

4. April
Gegen halb neun hatte ich meine Sachen gepackt und nach einem kurzen Kaffee verliess ich das Hotel. Im Bahnhof von Shin-Imamiya kaufte ich das Ticket zum Koyasan und kurz darauf konnte ich auch schon in den Zug einsteigen. Zuerst noch durch die Aussenbezirke von Osaka, führte die Strecke gegen Süden. In Hashimoto musste ich dann in einen “schnüsigen” Kurzzug umsteigen, welcher mich dann durch eine unheimlich schöne Gegend bugsierte (erinnert leicht an die Stecke Bergün-Preda). Irgendwo im Nirgendwo endete die Fahrt und es folgte der nächste Abschnitt mit einer Schrägseilbahn. Oben angekommen folgte schliesslich eine Busfahrt bis ins Zentrum von Koyasan. Was für eine Reise!!





Als erstes ging ich schnurstracks in Touristeninformationszentrum und buchte eine Nacht mit Abendessen, Frühstück und Morgenandacht in einem der (52!!) Tempelanlagen. Anschliessend lief ich zu eben diesem Tempel, checkte ein und deponierte mein Gepäck.


 
Ich machte einen Spaziergang durch den langgestreckten Friedhof und erreichte das Mausoleum von Kobo Daishi, der den Pilgerweg der 88 Tempel auf Shikoku begründete.





Nach dessen Ehrerbietung lief ich ans andere Ende von Koyasan. An der Strasse zurück zur Seilbahn befindet sich das letzterhaltene Stadttor seiner Art, inklusive einem kleinen Tempel nebenan.


 
Anschliessend besuchte ich die Mausoleen der ersten beiden Tokugawa-Samurais.



Auf dem Weg zum dritten Dorfende von Koyasan stattete ich den zentralen Tempeln einen Besuch ab und traf dort auf eine Gruppe von Pilgern, die im Haupttempel ihren Gesängen folgten.






Gegen Osten präsentiert sich das sog. Daimon (das grosse Tor), welches seinem Namen mehr als gerecht wird.


Auf dem Weg durch das Dorf und zurück zur Tempelübernachtung fiel mir die Leere hier auf. Sieht irgendwie wie ein Schweizer Skiort im Sommer aus. Die Hälfte der Läden hat geschlossen und verdächtig wenig Leute unterwegs. Ist ja auch nicht verwunderlich, bei den Temperaturen:


Das war aufgenommen im Tempel innerhalb des Gebäudes. Mal schauen wie es in knapp zwei Monaten sein wird.
Das Zimmer ist typisch japanisch eingerichtet. Ich bin überaus froh, steht da ein Gasofen drin.


Punkt 18 Uhr Abend wird zum Nachtessen gerufen, welches im grossen Saal eingenommen wird. Das Menu:


Der Baderaum ist bis 21 Uhr geöffnete, also schnell die Yukata umgeschnallt und den Mantel drüber, damit man auf dem kalten Gang bis zum Bad nicht erfriert. Zuerst auf dem Schemel sitzend waschen, dann im grossen Pool geniessen. Der Vorraum ist einigermassen geheizt, der Schock nach dem Heraussteigen nicht so gross. Gut ausgelaugt steige ich -nach dem Schreiben dieser ersten drei Tage Japan- ins Bett und lasse mich um 5:40 für die Morgenandacht wecken.

5. April
Die innere Uhr war schnellen, ich war zwei Minuten vor dem Wecker wach. Zuerst habe ich den Ofen angestellt, damit der Raum zumindest ein bisschen aufgewärmt wurde. Nützte wenig, ich stieg dann in die kalten Kleider und wartete auf den Gong zehn Minuten vor Beginn. Als dieser dann durch das ganze Gebäude zu hören war, machte ich mich auf zum Betsaal.
Das Gebet wurde von zwei Mönchen durchgeführt, welche rund eine Dreiviertelstunde sangen und gelegentlich eine kleine Schüssel anschlugen oder Cinderellas aneinander schlugen. Zwischendurch wurde die Gruppe Zuschauer zu einer kleinen Mitwirkung bewogen, die wir -da uns das Ganze interessierte- entsprechend seriös mitmachten.
Nach der Andacht nahmen wir das Frühstück im unwesentlich wärmeren Esssaal ein. Da ich den Ofen in Zimmer anliess, erwartete mich eine mugelige Temperatur. Da sich das Badezimmer auf dem Flur befand, hatte ich nur kurz was davon. Dennoch, der beheizte WC-Ring macht Sinn wenn die Schüssel nur durch einlagiges Pergamentfenster von der Aussenwelt abgetrennt ist!!!
Da ich tags zuvor ein Foto vom Busfahrplan (Taktfahrplan?) gemacht hatte, konnte ich die Wartezeit optimieren.


Ich verliess den Tempel gegen Viertel vor acht, die Reise geht los. Zuerst jedoch ab in die eiskalten Schuhe, welche die Nacht draussen verbracht hatten.
Mit dem Bus fuhr ich zur Endstation, resp. zur Bergstation der Schrägdrahtseilbahn. Perfekt aufeinander abgestimmt, fuhr diese kurz darauf auch schon los. Unten angekommen liess der Anschluss auf sich warten. Mit dem Bähnli ging’s raus aus den Hügeln nach Hashimoto und stieg in den Zug nach Wakagawa um. für den nächsten Abschnitt nach Wakagawa-shi musste ich ein weiteres Mal umsteigen. Gegen Mittag kam ich dann dort an, der Zug zum Pier in Wakagawa-ko fuhr erst über eine Stunde später. So habe ich mir dann gedacht, es gibt sicher einen Bus, der früher dorthin fährt. Dem war auch so, “schon” um kurz nach eins.


Also hatte ich genug Zeit um was zu Essen, man weiss ja nie wann es wieder was gibt. So bestieg ich den Us, fuhr über Umwege zum Pier und war schliesslich gleichzeitig mit dem Zug dort. Ich habe dann herausgefunden, dass auch hier das eine mit dem anderen -trotz den unregelmässigen Fahrzeiten- aufeinander abgestimmt ist. Kaum war ich über den Zubringer gelaufen, das Ticket gekauft, fuhr die Fähre auch schon los. Unterwegs genehmigte ich mir ein Nickerchen und nutzte den Rucksack als kombinierte Rückenlehne/Kissen.

Gut zwei Stunden später liefen wir in Tokushima ein, die wenigen Passagiere gingen von Bord und der Bus wartete brav vor dem Gebäude. Die letzte Fahrt heute brachte mich dann zum Busbahnhof, welcher sich unmittelbar vor dem Bahnhof von Tokushima befindet. Ich überlegte mir noch zum ersten Tempel zu fahren und dort nach einer Übernachtung zu suchen, aber wenn ich dort anbrenne, gibt’s keinen Bus mehr zurück ins Zentrum. Und im Übrigen kann ich mir ja Tokushima ansehen, wir fuhren da am einem interessant aussehenden Park vorbei. Nach ein paar Ecken fand ich ein kleines Hotel und erhielt sogar von der LOL ein Doppelzimmer für den Einzelpreis.
Anschliessend suchte ich den Park auf, endlich Sakura aus der Nähe und bei angenehmen Temperaturen.






Am Abend schlug ich mir für ca. 23 Fr. den Bauch mit Sushi voll und dann nicht mit billigem Lachs.

Nachtrag
Ich habe mich entschlossen, den Blog etwas umzustellen. Anstelle von Updates von drei bis fünf Tagen werde ich in den kommenden zwei Monaten jeweils eine ganze Woche tagebuchartig zusammen.
Hier in JP funktioniert der Internetzugriff anders. Da jeder Einheimische mit seinem Gerät permanent online ist, besteht kein Bedarf an Wifi, auch nicht in Cafés oder Restaurants und selbst kaum in den Hotels. Es stehen dort jedoch gelegentlich PCs zur Verfügung. Somit schreibe ich die Blogs offline und kopiere sie, wenn und falls ich irgendwo ins Internet komme, über die SD-Karte der Kamera auf einen PC und lade sie dann online. Im Moment vermute ich jedoch, dass mir dass nicht jede Woche gelingen wird, da ich ganz schön aufs Land raus gehe.

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