Das Frühstück wurde (erst ab) 6:45 serviert, so bereiteten wir alles vor um relativ zügig danach das Hostel zu verlassen. Es regnete noch, also packten wir uns entsprechend ein und liefen los. An dieser Strasse befanden sich für die nächsten 14 gerade mal zwei Getränkeautomaten und ein öffentliches WC. Im Laufe des Morgens hörte es entgegen der Wettervorhersage auf zu regnen und wir entkleideten uns von den wasserdichten Sachen, damit wir unsere verschwitzten Kleider lufttrocknen und die herrliche Aussicht entlang der Höhenstrasse geniessen konnten.
Wieder zurück af Meereshöhe trafen wir (ein weiteres Mal) auf ein paar ältere Herrschaften (um die 70), die ebenfalls auf dem Weg sind. Pünktlich um 12 erreichten wir den ersten Konbini und assen auf dem Parkplatz zu Mittag.
Am Bangai-Tempel 5, Daizen-ji angekommen, warteten wie immer ein paar Stufen auf uns, wir hätten auch das Bähnli nehmen können, wir wollten die Stufen.
Nach einer weiteren guten Stunde kamen wir in Awa an, suchte und fanden das Minshuku Awa, welches von einem älteren Pärchen geführt wurde. Die Rollenverteilung schien klar festgelegt zu sein, ihn hörte man gelegentlich in der Küche. Klein, mit nur fünf Zimmer ausgestattet, gesellte man sich dann zum gemeinsamen Nachtessen.
Unsere beiden Zimmer waren nebeneinander, so konnten wir mit den (gebührenpflichtigen) Klimaanlagen beide Räume abwechslungsweise heizen. Wir steckten die Köpfe für die Planung der nächsten Tage zusammen und damit war der Tag auch schon vorüber.
Tag 16 (21.4.2012): 8h, 28km
Nach dem gut füllenden Frühstück kauften wir im Konbini noch Zwischenverpflegung ein.. Kaum hatten wir den Wald erreicht, begann es leicht zu regnen, sodass wir unsere Regenmontur auf dem Weg überzogen. Dann begann der Anstieg über einen rutschigen und anständig steilen Waldpfad bis zu einem Übergang namens Yakezaka-Pass, von dem es etwas flacher wieder hinunter ging. Wir kamen kurz vor neun durch ein Städtchen, in dem wir noch das Mittagessen einkaufen wollten. Da der Laden erst in ein paar Minuten öffnen würde und es aufgehört hatte zu regnen, machten wir es uns davor bequem um die Regenkleidung auszuziehen. Kaum hingesetzt, stand vor uns eine ältere Dame von einem Laden schräg gegenüber und schenkte uns ein paar gekochte Süsskartoffeln und je zwei kleine Getränkekartons, die wir mit grossem Dank entgegennahmen. Kaum war der Laden geöffnet und Willy beim Einkaufen, gab uns die Dame Zeichen, wir sollten in ihren Laden kommen. Dort erwarteten uns ein paar Kekse und eine Tasse warmen Kaffee auf einem kleinen Tischchen mit Stühlen. Wir leisteten ihr etwas Gesellschaft und machten uns wieder auf den Weg, nochmals mit grossem Bedanken.
Über einen weitern Pass à la Maloya (hoch, jedoch nicht wirklich runter) kamen wir in ein Hochtal und machten in einer Pausenhütte unsere Mittagsrast. Just in diesem Moment fiel wieder Wasser vom Himmel und wir zogen uns um. Dann folgte ein Regenguss, wie wir ihn auf Shikoku noch nicht erlebten, wir waren jedoch gut geschützt. Es klärte auf, kurzfristig vor einem Mitbringselstand umgezogen und schon ging’s weiter. Wir erreichten den nächsten Tempel fast bei Sonnenschein, ich kaufte in einem Schuhladen andere Innensohlen, da meine linke Ferse schon wieder fast den ganzen Tag bei jedem Auftreten schmerzte. Da wir als Abwechslung im Tempel selbst übernachteten, waren wir mit Betreten von Tempel 37, Iwamoto-ji angekommen.
Tag 17 (22.4.2012): 7h, 29km
Am Morgen nutzen wir die Möglichkeit bei der Tempelzeremonie beizuwohnen, schliesslich übernachteten wir im Tempel. Zwei Mönche sangen diverse Lieder, unter anderem das “Hanna Shin-Gyo”.
Wir frühstückten und verliessen etwas später als üblich. Wir sparten uns die Powerriegel und andere Esswaren vom Vortag auf, da erstens Sonntag und es zweitens ca. 20 km bis zum nächsten Konbini war. Wenn man denn der Karte glaubt. Als wir den Tempel bei strömendem Regen, der schon die ganze Nacht andauerte, verliessen, standen wir nach fünf Minuten schon vor einem Konbini... Wir deckten uns ein und begannen unsere heutige Wanderung. Alles präsentierte sich grau in grau, der Wind sorgte für Abwechslung. Gelegentlich vertikal, mehrheitlich schräg prasselte der Regen und das Spritzwasser von den Autos auf uns als wir der Hauptstrasse folgten.
Eine Herausforderung stellte dann der Waldweg dar, der sich zu einem kleinen Bach wandelte. Wir entschiede uns dann, als der Weg die Hauptrasse passierte, dieser entlang zu laufen, anstelle den Abstieg über den rutschigen Waldweg zu nehmen.
Irgendwann erreichten wir das Meer und gingen der Küstenstrasse entlang. Durch die wenigen Pausen, die wir aufgrund fehlender trockener Rastplätze machten, trafen wir schon gegen halb Drei bei der Unterkunft ein, wo wir uns endlich der nassen Sachen entledigen konnten. Der Poncho und vor allem die doppelten Plastiksäcke im Innern des Rucksackes sorgten dafür, dass alles Wichtige trocken blieb. Willy hatte etwas weniger Glück, er musste im Zimmer in paar seiner Dinge trocknen.
Nach dem Duschen schauten wir hochstehendes japanische Nachmittagsfernsehen und schrieben unsere Tagebücher.
Das Nachtessen schmeckte ausgezeichnet und füllte unsere hungrigen Bäuche vollends. Der, so wie es mir schien, halbbetrunkene Hausherr machte uns noch die Reservierung für den Folgetag. Als wir fragten, ob er uns Reservierungen für die goldene Woche machen würde, sagte er uns, dass wir am nächsten Morgen die Hausdame fragen sollen.
Tag 18 (23.4.2012): 8h, 32km
Ich hatte zwar nicht wirklich daran geglaubt, jedoch nach dem Morgenessen erinnerte sich der Hausherr an seine Aussage vom Vortag und ich holte Willys schwarzes Buch, in das wir die Daten und Hotels/Minshuku unserer Wahl eintrugen. Die Hausdame begann zu reservieren und zu Beginn verlief alles gut. Dann folgte der 3. Mai, der erste richtige Tag der goldene Woche und es brauchte 17 (!) Anrufe bis wir ein Zimmer in Matsuyama reservieren konnten. Die restlichen Tage waren mehr oder weniger erfolgreich, resp. näher oder ferner unserer Tagesetappenziele. Wie genau es passt, würden wir am Abend sehen, wenn ich die Planung anpasse. Wir verbrachten fast eine Stunde mit telefonieren, sodass wir uns erst gegen acht Uhr auf den Weg machten.
Auch der heutige Tag war ohne Besuch eines Tempels, dafür war das Wetter wie ausgewechselt, keine Wölkchen und bis zu 26 Grad warm.
In einem Konbini kauften wir unser Mittagessen ein und erhielten noch eine Flasche Grüntee als Osettai dazu. Wir trafen mehrmals auf das Pärchen von Tempel 37 und auch ein paar Henros kamen uns entgegen.
Ich erhielt von Willy zwei Paracetamol gegen die Schmerzen in meiner linken Ferse, den erhoffte Reduktion bleib jedoch aus. Dennoch waren wir heute recht schnell unterwegs, denn schon gegen vier Uhr nachmittags erreichten wir das Minshuku Isaribi, mit herrlichem Ausblick vom Baderaum auf das Meer hinaus (im Gegensatz zum Zimmer).
Nach anfänglicher Skepsis erkannten die Gastgeber, dass wir japanisches Essen sehr mögen, denn wir putzen alles auf unseren Tellerchen weg. Wir konnten sogar mit Stäbchen umgehen...
Tag 19 (24.4.2012): 10h, 30km
Nach einer leicht unruhigen Nacht stand ich auf, packte meine Sachen zusammen und schon kurz darauf ertönte der “Essensbefehl”. Als wir uns auf den Weg machten, fragte uns ein anderer Gast, ob er ein Foto mit uns machen dürfe. Selbstverständlich. Auch die Dame des Hauses machte eines von uns Dreien; mal schauen, ob sie es auch auf ihre Homepage stellt.
Wir liefen weiter der Küste entlang und machten zwischendurch eine kleine Pause um die Füsse zu entlasten (die Pflaster sind Vorbeugung und Schutz der Blasen).
Wir erreichten gegen Mittag den Tempel 38, Kongofuku-ji, der sich an der südlichsten Spitze von Shikoku befindet.
Wir genehmigten uns eine Mittagspause, assen das O-Bento, das wir heute morgen mit auf den Weg bekommen haben sowie ein paar Powerriegel hinterher, da wir noch zwei kleine Pässe zu überwinden und ca. 12km vor hatten. Zusätzlich verlangte die starke Sonne von uns eine häufige Verwendung von Getränkeautomaten.
Gegen fünf Uhr kamen wir in dem Businesshotel Nanjo an, duschten und machten uns auf, auswärts was zu essen und gleichzeitig die Wäsche zu waschen. Wir wussten, dass kein Restaurant im Hotel war, dass jedoch auch keine Waschmaschine, die wir hätten benutzen können, zur Verfügung stand überraschte uns dann doch. Ebenso ist verständlich, dass der Massagestuhl im Zimmer eine Münze verlangt, etwas weniger für den Fernseher.
Wir gingen zurück ins Dorf, suchten die Münzwäscherei und wuschen erstmals. Währenddessen ging ich in eine Apotheke um mich mit Schmerzmitteln und Sportklebebad einzudecken. Nach meiner Rückkehr warfen wir die Kleider in den Trocken und kauften uns im einem Take-Away Shop unser Nachtessen ein, welches wir dann genüsslich in der Wäscherei assen.
Nach der Rückkehr ins Hotel konnte ich mit der Welt in Kontakt treten, da ich Zugriff ins Internet hatte. So konnte Willy mit Skype seine Familie mal wieder sehen, und umgekehrt.
Tag 20 (25.4.2012): 8.5h, 31km
Da auch kein Frühstück im Businesshotel serviert wurde, gingen wir nach dem Checkout zu einem Konbini und kauften uns Sandwiches, ein paar Powerriegel und Orangensaft (für die Vitamine) ein. Als Osettai erhielten wir je ein Flasche Grüntee, einer mit wenig Zucker.
Der Himmel war leicht bewölkt, somit dürfte es nicht ganz so warm wie am Vortag werden. Wir folgten der Strasse gen Norden, kamen nochmals am Business-Hotel vorbei und liessen schon bald den Ort hinter uns. Durch einen neuen Tunnel gerieten wir wieder auf die Ostseite der Halbinsel und kamen auf die Strasse, die wir schon tags zuvor in die andere Richtung beliefen. Wir trafen auf ein paar unbekannte und auch auf ein paar bekannte Henros, die uns entgegenkamen. Vor einem Café mit Blick auf einen Surferstrand machten wir nach einer Stunde Laufen unsere Frühstückspause. Heute war die Fussgängerbrücke repariert, welche gestern halbwegs im Bachbett lag. Seit langem gönnte ich mit eine Büchse eisgekühlten Kaffees.
Wir passierten das Minshuku Isaribi und erreichten früher als gedacht die grosse Brücke, resp. den Konbini auf der anderen Seite. Hier kauften wir unser Mittagessen und erhielten wiederum als Osettai eine Flasche Grüntee. Auch diese nahmen wir dankend entgegen, war der erste Liter an Getränken denn auch schon ausgetrunken.
Den nächsten Abschnitt bis zum grossen Tunnel kannten wir schon von vorgestern, einfach aus der anderen Richtung. Dennoch war das Wandern auf der Nebenstrasse sehr angenehm und wir hatten ja auch eine andere Perspektive. Dann bogen wir in ein Seitental ab, in dem wir unsere Schrecksekunden hatten, zweimal. Die erste Schlange, die sich am Wegesrand ein Sonnenbad gönnte, verschwand sehr schnell in höherem Gras, die zweite hielt kurz inne um sich fotografieren zu lassen.
Die kaum befahrene Strasse brachte uns über einen kleine Pass in ein Hochtal, welches wir durch einen Tunnel wieder verliessen. Schon gegen drei Uhr nachmittags erreichten wir nach ein bisschen Herumkurven im Dorf das Minshuku Morimotomaru in Mihara. Da niemand zuhause war, riefen wir an und nach einmal Läuten wurde der Anruf umgeleitet, denn die Dame am anderen Ende sagte mir, wir sollen doch etwas warten, sie komme gleich vorbei. Fünf Minuten später fuhr sie auch schon vor, sie kam frisch vom Reisfeld.
Wir bezogen unseren Doppelraum, breiteten uns aus und draussen begann es zu regnen. Wir wussten, dass das Wetter sich ändern würde, das war jedoch auf morgen vorgesehen. Naja, wir gehen auch bei schlechten Wetter raus.
Heute hatte ich endlich mal weniger Schmerzen in der Ferse, sodass ich keine Tablette nahm. Es könnte daran liegen, dass sich der Fuss langsam an die Strapazen gewöhnt hat, ich heute durch Denken an das nächste Winterprojekt stark abgelenkt war oder einfach der Umstand, dass ich nun Pillen dabei habe.
Wir machten es uns nach dem Duschen bis zum Nachtessen im Zimmer gemütlich und schrieben in die Tagebücher.
Etwas zaghaft servierte uns die Gastgeberin ihre japanischen Köstlichkeiten beim Abendessen. Sie war sich wohl nicht so sicher, ob wir es mögen, als wir ihr dann zu erkennen gaben, dass dem so sei, taute sie auf. Wir hatten ein einfaches und nettes Gespräch und so reservierte sie uns -schon fast mit Freuden- unsere beiden nächsten Übernachtungen. Jetzt ist nur noch Eine vor der durchgebuchten goldenen Woche ausstehend.
Tag 21 (26.4.2012): 9h, 28km
Wir standen pünktlich um 6:30 im Essensraum und genossen das Frühstück, das wir komplett verschlangen. Unsere Gastgeberin war sehr erfreut über die leeren Teller.
Nachdem wir uns abreisefertig machten, schauten wir nochmals bei Ihr vorbei, denn sie wollte noch ein Foto von uns machen.
Der Regen hat sich zu einem leichten Rieseln gewandelt, sodass wir ohne Regenmontur losliefen. Die ersten Kilometer folgten wir der Strasse, mit guten Aussichten hie und da.
Wir kamen in dichter besiedeltes Gebiet und waren wieder auf der Route 56 (56, nicht 55) unterwegs, bis wir zum Tempel 39, Enko-ji abbogen.
Weiterhin einer stark befahren Strasse entlang gehend, machte sich ein seit kurzem neu aufgetretener Schmerz in meinem linken Fussknöchel bemerkbar. Irgendwie drückte eine Naht konstant darauf und auch durch verschiedene Anpassungen wurde es nicht besser. Durch den Druck war der Knöchel inzwischen geschwollen und -einmal mehr- schmerzte jeder Schritt. Ich klebte ein gute Schicht Klebeband darüber und warf eine Schmerztablette ein.
Nachdem wir bald darauf Sukomo erreichten, verschwand der Schmerz langsam und wir machten am anderen Ende des Städtchens vor einem Konbini unsere Mittagspause. Da wir heute morgen ein paar grosse Nigiri mit auf den Weg bekamen, kauften wir nur wenig ein. Als wir gespienen hatten, erhielten wir von einer Kundin zwei Orangensäfte als Osettai.
Wir verliessen den Ort über einen kleine Strasse, welche uns zuerst durch einen Wald führte. Aus der Strasse wurde ein Weg und dann ein Pfad und schliesslich, nach zwei Anläufen, ging es “endlich” in die Höhe. Schneller als gedacht standen wir auch schon auf dem Pass auf ca. 300 Metern und kamen in die Präfekt Ehime, Nummer drei von Vier. In einer Hütte wechselten wir für den Abstieg die verschwitzen T-Shirts durch frische, als sich ein älterer, sehr hagerer Herr zu uns gesellt, der über den anderen Weg hinaufgelaufen kam und keine Anzeichen von Schwitzen zeigte.
Eine gute Stunde später kamen wir im Minshuku Omori-ya an und erhielten als erstes ein Glas kühlen Tees. Wir bezogen die Zimmer, duschten, machten Wäsche und da kein Trockner zur Verfügung stand, hängten wir die Kleider draussen auf. Mit der Sonne und dem mässigen Wind sollte das Trocknen schon gelingen, der Rest macht dann die Klimaanlage durch die Nacht hindurch.
Wir konnten der Köchin klarmachen, dass wir japanisches Essen und auch rohen Fisch sehr mögen und so erhielten wir ein sehr feines Nachtessen. Ich fragte sie dann noch , ob sie uns eine Reservierung für übermorgen machen könne. Der Wille fehlte bei weitem nicht, wir mussten mehrere Telefonate führen bis wir endlich etwas fanden. Dies bedeutet, dass der 28. ein langer, langer Tag werden würde.
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