Tag 36 (11.5.2012): 9h, 27km
Das Morgenessen fand im gleichen, kleinen Rahmen statt und wir erhielten vom grossen Erzähler ein paar Nigiri als Mittagsration mit auf den Weg. Zuvor jedoch wurde uns ein Osettai gemacht: Die Hausdame vom nächsten Minshuku holte unsere grossen Rucksäcke ab, sodass wir sie nicht Mittragen mussten.
Mit der kleinen Tasche lief es sich einfacher und schneller und wir legten -bei tieferen Temperaturen als auch schon- bis ca. 10 Uhr über 16km zurück, wobei der Weg an einem langen Stausee entlang führte.
Vor dem grossen Anstieg stärkten wir uns bei einer Kaffeepause in einem Konbini. Für die ersten paar Meter nutzen wir die Wege im Dorf und auf der Höhe der Seilbahntalstation ging es im Wald weiter. Nach erstaunlich kurzer Zeit kamen wir schon beim grossen Holztor an. Irgendwie konnten das nicht schon 500 Meter gewesen sein, was sich dann in dem über 60 Treppenstufen bewies, ehe wir im Bangai-Tempel 15, Hashikura-ji ankamen.
Das Spezielle an diesem Tempel waren die beiden sich an vielen Orten wiederfindenden Gesichter mit der Adler-, resp. Spitznase, welche auch an Fasnachtsmasken erinnern.
Wieder unten im Tal deckten wir uns mit Moneten ein und kehrten nach Ikedacho Hakuchi zurück, suchten nach dem Minshuku Hakuchi-so und fanden ihn schliesslich hoch oben am Hügel. Wir erhielten die Lodge mit Aussicht auf das Tal und machten es uns gemütlich. Nach der üblichen Körperpflege und Waschen wurde das Abendessen, welches aus einem grossen O-Bento bestand, bereits um 17:30 serviert. Das passte uns ganz gut, denn endlich hatten wir Zugriff über ein offenes Wifi-Netz ins Internet und hingen danach am unseren Geräten.
Tag 37 (12.5.2012): 10.5h, 32km
Das Wetter hat sich seit gestern leicht erkältet, das Aufstehen in dem eher kühlen Raum entsprach nicht einer meiner grössten Freuden. Schnell angezogen und gepackt, assen wir im anderen, beheizten Gebäude mit der Stube das Frühstück. Um nicht noch den ganzen Weg ins Dorf hinunter zu laufen, fuhr uns die Dame des Hauses zur Post, von wo aus wir zurück auf den Pfad fanden. Die ersten drei Stunden erfreute uns Pilgerweg mit einem kontinuierlichen Anstieg, bis wir auf über 900 Metern beim Tempel 66, Unpen-ji ankamen.
Im Tempelgelände erhielt ich von einer Dame eine Tüte mit Weichgummis geschenkt, die ich mit Marcel und Willy teilte. Gleich hinter dem Tempel befand sich die Bergstation der Seilbahn, von der aus wir einen guten und windigen Ausblick hatten. Ein Angestellter der Anlage schenkte uns eine kleine Schüssel heisse Suppe als Osettai.
Auf dem Gratweg begleiteten uns dann mehr als 400 Statuen, bevor der Abstieg begann.
Unten angekommen und mit weichen Knien ging es auf einer normalen Strasse weiter bis zum Bangai-Tempel 16, Hagiwara-ji. Hier erhielten wir Kekse, Handtücher, Kaffee sowie Fischfutter für die vielen Koi, die wir dann fütterten.
Beim ersten Konbini, an dem wir vorbeikamen, machten wir unsere verspätete Mittagspause. Ich fand dann einen blinden Passagier auf meinem Hemd.
Wieder ganz unten in der Ebene, machte der Pilgerweg noch einen Haken um bei Tempel 67, Daiko-ji vorbeizuführen.
Nun auch noch mit müden Beinen liefen wir in die Ortschaft Kan-onji und zum Ryokan Ichifuji, der von einem älteren Ehepaar geführt wurde. Leider verfügten sie über keine (durch uns nutzbare) Waschmaschine, sodass wir nach dem Nachtessen nochmals gezwungen waren, die Unterkunft zu verlassen. Nach (trotz mehrmaligem Fragen) Herumirren fanden wir schliesslich eine Münzwäscherei. Während Willy und Marcel sich um die Wäsche kümmerten, kehrt ich in den Ryokan zurück und brachte den alten Herrn dazu, die Reservierung für den nächsten Tag zu machen, was er auf seine Art dann auch tat.
An diesem Abend konnten wir uns nicht richtig erholen, was sich bei mir am nächsten Morgen dann zeigte.
Tag 38 (13.5.2012): 10.5h, 29km
Nach dem Aufstehen und Frühstücken verliessen wir den Ryokan und erreichten nach ein paar Minuten unsere erste, resp. zweit Destination, unsere “Double-Feature”. Tempel 68, Jinein und Tempel 69, Kan-on.ji befinden sich auf dem gleichen Gelände und nach kurzer Orientierung fanden wir auch den jeweiligen Hondo und Daishi-Tempel.
Wir liefen ein Stück dem Fluss entlang und kamen zum Tempel 70, Motoyama-ji, der als einer der Wenigen über einen mehrstöckigen Turm verfügte.
Rund zwölf Kilometer weiter nördlich fanden wir Tempel 71, Iyadani-ji an einen Hang geklatscht. Neben den über 530 Stufen kam uns eine Dame entgegen, die wir kurz vor Tempel 38 sahen sowie ein Paar von der Übernachtung vor Tempel 27.
Über einen kleinen Pass und durch Bachbette hinab, folgte nahe am Meer gelegen Bangai-Tempel 18, Kaigan-ji, dessen Hondo und Daishi-Tempel ein paar Hundert Meter voneinander entfernt waren.
Nun folgte eigentlich nur noch der Weg bis zur Übernachtung, die sich neben dem nächsten Tempel befand. Da wir jedoch relativ früh dran waren, entschieden wir uns die beiden folgenden Tempel noch heute zu besuchen. Ausserdem hatten wir für den nächsten Tag noch keine Reservation und dies würde uns den Tag entschärfen.
So besuchten wir Tempel 72, Mandara-ji auch noch.
Zwar nur 600 Meter weiter weg, dafür am Hang gelegen, wärmten wir unsere Muskeln noch einmal auf um zu Tempel 71, Shusshaka-ji zu gelangen.
Wieder unten betraten wir das Foyer des (unsere Meinung nach Business-) Ryokan Monsaki-ya. Als Abwechslung hatte ich gestern mal versucht, Einzelzimmer zu buchen, was sich als korrekt durchgeführt erwies. Jeder wurde auf sein Zimmer gebracht und nach dem Duschen fanden wir uns im grossen Esssaal ein. Das hervorragende Abendessen wurde anschliessend von der Hilfsbereitschaft der Hausdame (und des Hausherrn!) überragt, die mir halfen für die nächsten zwei Tage die Reservierungen zu organisieren.
Als wir zurück aufs Zimmer gingen, waren die Betten schon gemacht, ein herrlicher Service hier. Ich ruhte mich aus, Marcel kümmerte sich um die Wäsche und ich verbrachte einen gemütlichen Abend beim Schreiben.
Tag 39 (14.5.2012): 10h, 29km
Das Morgenessen war ebenfalls von hoher Güte und mit übervollen Bäuchen machten wir uns auf den Weg. Kaum aufgebrochen, standen wir auch schon vor Tempel 74, Koyama-ji.
Ein paar Eckenn weiter kamen wir zum zweigeteilten Tempel 75, Zentsu-ji, welcher (wie Bangai-Tempel 18, Kaigan-ji) von sich behauptet, der Geburtsort von Kobo Daishi zu sein. Diese Tempelanlage ist wahrscheinlich die Grösste, die ich bis jetzt auf Shikoku gesehen habe. Selbstverständlich hat “man” eine fünfstöckige Pagoda.
Wir liefen weiter gen Südwesten um zum Bangai-Tempel 17, Kanno-ji zu gelangen, welcher sich an einem künstlichen See mit schöner Aussicht befindet. Kurz vor Erreichen hielt uns ein (junger) Polizist an und sprach mit uns, gab uns einen Tipp zum Mittagessen beim See oben und wollte am Schluss noch unsere Pässe sehen. Ausserdem kam uns eine ältere Dame auf dem Fahrrad entgegen, hielt plötzlich an und drückte uns 1000 Yen als Osettai in die Hand, wir sollen davon Fruchtsäfte kaufen. Wir bedankten uns und dann stieg sie auch schon wieder auf und war wieder weg. Arigato gozaimasu.
Auch die Damen vom Restaurant gaben uns ein Osettai, denn wir bezahlten nicht gesamten Preis des Menus.
Fast den selben Weg zurück sahen wir eine der giftigen Schlange.
Wir passierten die anderen Tempel und kamen zu Tempel 76, Konzo-ji.
Anschliessend folgte der letzte Abschnitt bei leichtem Regen bis zum Hotel. Wir checkten ein, bezogen unsere Zimmer und verliessen das Hotel nochmals um in Einkaufszentrum das Abendessen einzukaufen. Wir wählten appetitlich zusammengesetzte Sushiboxen und ein paar frittierte Calamari, die ich im Hotel noch kurz in die Mikrowelle steckte.
Marcel kaufte eine Tüte mit Fruchtgummis, welche wohl aus 150% Zucker bestanden.
Die nette, junge Dame von der Reception half uns dann noch die nächsten Übernachtungen zu reservieren. Wir (Marcel) bedankten sich mit eine Tafel Schokolade, die sie mit einem riesigen Smile entgegennahm.
Tag 40 (15.5.2012): 10.5h, 31km
Wir standen heute eine halbe Stunde später als sonst auf, da wir das Frühstück im Hotel geniessen wollten. Ich war positiv überrascht vom Morgenessen, das in Buffetstil vorgebracht wurde.
Erst nach sieben verliessen wir das Hotel und kamen über stark befahrene Strassen bald darauf zum Tempel 77, Doryu-ji. Zuvor kaufte ich jedoch dem Wunsch der Dame vom Vortag die Säfte und was Süsses.
Der Weg führte uns durch die Stadt Marugame, welche ein Schloss auf einem der Hügel besass. Wir hielten nur kurz für einen Fotostopp an, denn heute hatten wir ein dicht gedrängtes Programm und da das Wetter noch hielt, wollten wir die grösstmögliche Distanz bis zum Regen hinter uns bringen.
Hinter der Stadt, gleich hinter einem Hügel trafen wir auf Tempel 78, Gosho-ji. Neben dem Daishi-Tempel befand sich eine “Krypta” mit tausenden von kleinen Statuen.
Hinter dem nächsten Hügel kamen wir dann zu Tempel 79, Tenno-ji.
Wir wollten anschliessend bei der Ortschaft Kamogawa in einem der Konbinis unser Mittagessen kaufen und uns davor hinsetzen. Erstere konnten wir erfolgreich abschliessen, das Zweite verschoben wir in den nahegelegenen Henro-Rastplatz gegenüber eines anderen Konbinis aufgrund des aufkommenden Regens.
Als wir den Rastplatz erreicht, gab es den jedoch nicht mehr und der Konbini musste wohl einem Restaurant weichen. Wir suchten Schutz unter einen kleinen Vordach des Restaurant und wollten gerade zu essen beginnen, als wir von einem der Angestellten hereingebeten wurden und wir drinnen an einem Tisch essen durften. Derselbe brachte uns auch noch eine Tasse Grüntee, sehr herzlichen Dank.
Nach dem Essen durften wir auch noch unseren Abfall entsorgen und uns umziehen. Den Rest des Tages würden wir vorwiegend in den Regenkleidern unterwegs sein.
Bald erreichten wir Tempel 80, Kokubun-ji, gleich hinter einem Hügel gelegen. Im Pond spähte eine Schildkröte genau auf uns, für das Läuten der Glocke wurden 100 Yen verlangt und der Daishi-Tempel befand sich innerhalb einen grösseren Gebäudes.
Hinter dem Tempel stieg der Pilgerweg langsam an und ging dann in einen steileren Waldpfad über um bis auf über 400 Meter anzusteigen; genau das, was man nach 27km braucht um warm zu bleiben. Irgendwann verschwand die Gegend in den tief hängenden Wolken. Schliesslich kamen wir bei Tempel 81, Shiromine-ji an, dem letzten heute. Dieser Tempel wurde zu unserem Erstaunen komplett geschlossen.
Wir benötigen dann noch zehn Minuten bis zu unserer Übernachtung, dem Hotel Sakaide Kanpo-no-yado; mit Aussicht oder so. Hier findet alles ein bisschen gehobener statt: mit dem grossen Zimmer, dem noch grösseren, zentralen Bad und dem vor Töpfchen, Becherchen und Näpfchen überquellende Nachtessen überraschte mich dieser Ort positiv. Ich genehmigte mir dann noch eine 40-minütige Massage, bevor ich ins Zimmer zurückkehrte und mich zur Nachtruhe legte.
Tag 41 (16.5.2012): 8.5h, 27km
Da das Morgenessen frühestens um sieben Uhr serviert wurde und wir uns dieses nach dem Nachtessen hier nicht entgehe lassen wollten, startete dieser Tag so spät wie kein anderer zuvor. Das Morgenbuffet -auch Viking genannt- war ebenfalls abwechslungsreich: von verschiedenen Salaten über warmen Tofu mit Sauce zu verschiedenen Fischen und dem obligaten Reis sowie Misosuppe und vielem mehr reichte es. Viking wird es wahrscheinlich genannt, da die Gäste wie die Wikinger darüber hinwegfallen, denn um 7:15 Uhr waren die Gäste schon wieder weg und das Buffet ziemlich leer.
Wir machten uns abreisefertig und bevor wir das Hotel verliessen, machte die Dame an der Reception noch eine wichtige Reservation bezüglich des letzten Bangai-Tempels.
Bei noch leicht bedecktem Himmel kamen wir bei Tempel 82, Negoro-ji an.
Wir stiegen von dem vulkanischen Hügel ab und kamen in der Ebene zum Bangai-Tempel 19, Kozai-ji.
Wir machten eine kurze Mittagspause vor einem Konbini und Willy scherzte mit ein paar Studenten. Unser Zeitplan war durch die späte Abreise leicht im Hintertreffen, also verzögerten wir die restliche Strecke nicht noch mit zu langen Pausen und kamen bald zum Tempel 83, Ichinomiya-ji.
Danach hatten wir noch rund acht Kilometer bis ins Zentrum von Takamatsu zurückzulegen, welche wir einem Stück absolvierten. Die Pausen bestanden nur aus den notwendigen Stopps bei den Lichtsignalen und wenigen Fotohalten.
Nach dem Suchen und Finden des Hotels Sakika bezogen wir das grosse Zimmer und gingen, während die Wäsche in der gegenüberliegenden Münzwäscherei sich beschäftigte, in ein japanisches Schnellrestaurant und assen zu Abend.
Im Hotel scheiterten wir ein weiteres Mal mit dem Wifi-Internetzugang, vielleicht morgen... Im Zimmer zogen wir uns noch ein paar höchst anspruchvolle Sendungen mit badenden und essenden Person sowie Werbung rein.
Tag 42 (17.5.2012): 9h, 26km
Nach dem Aufstehen, Frischmachen und Vorpacken gingen wir ins Restaurant runter und füllten unsere Teller am Viking-Buffet. Obwohl wir zehn Minuten zu früh dort auftauchten, waren schon fast alle Tische mit speisenden Personen gefüllt.
Wir checkten aus und fanden nach ein paar Minuten zurück auf den Pilgerweg, der uns aus Takamatsu hinaus zu Tempel 84, Yashima-ji auf Hügel Nummer eins brachte.
Über einen steilen Pfad stiegen wir hinunter um auf Hügel Nummer zwei mit Tempel 85, Yakuri-ji zu steigen.
Wieder unten auf Meereshöhe kamen wir (einmal mehr) an einem inzwischen geschlossenen Supermarkt vorbei. Zum Glück befand sich ein paar Meter weiter ein Nudelladen, in dem wir unser Mittagessen zusammenstellten.
Dieser Tag ist einer der heissesten, den wir bis anhin erlebt haben und wir schwitzten mächtig, als wir bei Tempel 86, Shido-ji ankamen. Wie im vorherigen Tempel trafen wir auf das Pärchen von Tempel 27. Wir erhielten von ihr ein paar Bonbons und der Mönch schenkte uns typisch japanisches Dessertgebäck.
Eine halbe Stunde vor “Ladenschluss” erreichten wir Tempel 87, Nagao-ji. Das Suchen der Übernachtung blieb uns heute erspart, da sich der Ryokan Azumaya gleich gegenüber des Einganges befand.
Im Ryokan wurden wir sehr nett empfangen, hier arbeitet die ganze Familie mit. Grossvater nahm uns gleich die Kongozue ab, reinigte sie und brachte sie aufs Zimmer. Oma herrscht über die Küche und sorgt für die Unterhaltung und verteilt Informationen im Essraum und die Tochter scheint das Unternehmen zu leiten. Alles in allem ein gute eingespieltes Team und ein sehr angenehmer Ort zum Übernachten.
Wir verschliefen das Nachtessen ein bisschen und tauchten mit Verspätung im Esssaal auf. Einmal mehr war auch der eine Siebzigjährige anwesend und unterhielt (fast) alle nach seiner Flasche Bier.
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