Dienstag, 22. Mai 2012

Die letzten Tage auf dem Pilgerweg von Shikoku

Tag 43 (18.5.2012): 7h, 20km
Mit dem nicht erwarteten Internetzugriff konnte ich (endlich einmal) vor dem Frühstück mit meiner Schwester skypen.
Beim Morgenessen fiel mir das grosse Ei auf, welches dann zwei Dotter enthielt. Interessant. Danach packten wir und erhielten -wie sich Willy dann später erinnerte- von der “Hugging-Lady” eine Umarmung und ein paar Osettai mit auf dem Weg. Wie schon am Vortag angedeutet, war der Aufenthalt hier wirklich angenehm.
Da wir bis übermorgen an keinen Konbini vorbeikommen würden und die Information über die anderen Läden im Reiseführer nicht akkurat sein könnten, kauften wir schon heute alle Zwischenverpflegungen. Weil es mit den Distanzen nicht besser aufging, hatten wir diesem Tage wir nur ca. 20 Kilometer zurückzulegen und liessen uns mächtig Zeit.


Nach der Sichtung der obigen Schlange genossen wir einen Kaffee in einem gemütlichen Restaurant unterwegs. So erreichten wir schon, resp. erst gegen halb drei unser Unterkunft, das Hotel Kabagawa-so. Das Zimmer ist nicht speziell gross, dafür war das zentrale Bad ansprechend und später das Nachtessen mehr als füllend und abwechslungsreich.

Tag 44 (19.5.2012): 7h, 21km
Im gleich grossen Stil wie das Nachtessen gestaltet sich das Frühstück und auch das O-Bento, welches für uns vorbereitet wurde.
Für den Tagestrip zum letzten Bangai-Tempel packten wir unsere grossen Rucksäcke leicht. Das Wichtigste jedoch war das Buch. Der Weg führte der Strasse entlang, sodass bis zur Hügelkuppe auf 943m kein allzu steiler Anstieg zu erwarten und mit knapp elf Kilometern auch relativ nah waren.




Auch wenn die Distanz kürzer als gewohnt war, liefen wir unser normale Tempo und erreichten zuerst den Shinto-Tempel ganz zuoberst.




Im Bangai-Tempel Otaki-ji erhielten wir dann nach der EE die zwanzigste Kalligrafie im Bangai-Buch. Der Mönch schenkte uns ein Bonbon, zwei Waffeln und eine Flasche Wasser, die wir gerne entgegennahmen.




Vor dem Daishi- Tempel assen wir unser O-Bento, genossen die Sonne und den leichten Wind. Auf dem Rückweg liessen wir uns mehr Zeit. Eines der wenigen vorbeifahrenden Autos hielt ein paar Meter vor uns und ein anderer Mönch schenkte uns je eine Büchse schön gekühlten Getränkes, welche wir sogleich leerten.
Fast unten im Tal angekommen, machten wir noch einen Umweg zum Sanuki-Onsen Hotel um einerseits einen Augenschein und andererseits eine Tasse Kaffee zu uns zu nehmen. Eine Stunde später legten wir die letzten zwei Kilometer zu unserem Hotel zurück und tranken auch dort als Abschluss eine Tasse Kaffee.
Nach dem Duschen gönnte ich mir eine Massage, welche im Zimmer appliziert wurde. Wir trafen uns wieder zum Nachtessen, das im gleichen Umfang wie am Vortag aufgefahren wurde.
Aufgrund des frühen Aufbruchs morgen müssen wir auf das Morgenessen verzichten. Wir beglichen die Rechnung und bestellten nochmals O-Bentos.

Tag 45 (20.5.2012): 10h, 32km
Nach dem Aufstehen nahm ich das O-Bento vom Balkon herein und packte es neben den anderen Dingen in meinen Rucksack. Früh verliessen wir das Hotel um nicht allzu spät bei der nächsten Übernachtung zu erscheinen.
Wir kamen gut voran und erreichten mit zwei kurzen Pausen den Tempel 88, Okubo-ji.










Willy und ich reichten uns die Hände und Marcel gratulierte uns beiden. Abgesehen von dem fehlenden Eintrag von Koyasan ist nun auch dieses Buch vollständig, unser Weg schliesst sich für uns jedoch erst mit dem Erreichen des Tempel Nummer eins, zu dem wir anschliessend aufbrachen.
Die Strecke ist zu lange um in einem Stück zurückgelegt zu werden, so machten wir einen Zwischenhalt in Sanuki und checkten am späten Nachmittag im Hotel Royal ein. Wir machten der Dame an der Reception dann klar, dass wir auf das Morgenessen aufgrund eines frühen Abganges verzichten. Anschliessend bezogen wir einen der wenigen japanischen Räume, machten uns frisch und assen zu Abend. Dies ist das erste Hotel, das ein Nichterscheinen in der Yukata forderte. Wenn wir’s vorher gewusst hätten...
Wir brannten dann noch wegen Nichtvorhandenseins einer Waschmaschine an, sodass sich Willy und Marcel opferten, um die Wäsche in der Münzwäscherei zu waschen.

Tag 46 (21.5.2012): 8h, 24km
dem Frühstück in Form von Sandwiches und Büchsenkaffee schauten wir (nicht so ganz direkt) in Richtung Sonne um die Sonnefinsternix zu beobachten.






Anschliessend führten wir unseren Weg fort und kamen ein letztes Mal sehr nahe ans Meer.


Es folgten zwei Anstiege, nach dem ersten eine fast senkrechte Treppe nach unten, welche wir sehr froh waren, sie nicht bei Regen heruntersteigen zu müssen. Wir blätterten den Reiseführer von Seite 73 zu Seite 1 zurück, kamen über den zweiten Abstieg ins das grosse Tal von Tokushima und nach einer kurzen Pause vor dem deutschen Haus wieder zum Tempel 1,  Ryozen-ji, bei dem meine Pilgerreise am 6. April begann.






Im Stempelbüro holten wir unsere Abschluss-Kalligrafie ab und erhielten eine Tasse Tee mit ein paar Keksen.
Wir liefen zum Bahnhof, nahmen den nächsten Zug nach Tokushima und suchten uns ein Hotel in Bahnhofsnähe. Nach dem Duschen und während dem Wäschewaschen assen wir zu Abend und ich beendete meinen “Pilger-Ramadan” mit einem Glas Sake.

Der richtige Abschluss folgt in Koyasan, zu dem wir übermorgen -nach dem ersten Ruhetag- aufbrechen werden. Nun werde ich den Modus der Beiträge wieder auf das vorherige Schema ändern.

(M)ein kleines, technisches Fazit:
In den letzten 46 Tagen legten ich durchschnittlich 29km pro Tag zurück und war täglich neun Stunden unterwegs ohne einen Tag Pause einzulegen. Die kürzeste Tagesetappe war 17km, die längste 41km.
Somit ergeben sich folgende Totale: Insgesamt ca. 1330 Kilometer und 419 Stunden für den Pilgerweg durch die vier Präfekturen mit den 88 Haupttempeln und den Besuchen der 20 Bangai-Tempel, inkl. der Schliessung des Kreises bis zum Tempel eins. Gerechnet sind “nur” die Distanzen zwischen den Tempeln, ohne die Berücksichtigung von Höhenmetern oder abendliche Spaziergänge zu Münzwäschereien oder Restaurants.
Die einzige Strecke, welche nicht zu Fuss zurückgelegt wurde, war diejenige mit der Fähre kurz vor Tempel 33.

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