Am Freitagmorgen ging es los. Ich wurde mit einem selbstgebastelten Taxi abgeholt, in dem schon vier weitere Suchende sassen, ein Pärchen aus Bogota und eines aus Schweden, das schon sein sieben Monaten unterwegs ist. Es gesellte sich noch Johann aus Deutschland hinzu. Auf dem Weg holten wir noch eine weitere Person ab: Barbara aus der Nähe von Lyss.
Nach einer ruckeligen (wegen dem Auto) Stunde Fahrt wechselten wir das Fahrzeug, jetzt ging es noch weitere ruckelige (wegen der “Strasse”) eineinhalb Stunden ins Hinterland.
Nach der (späten) Ankunft assen wir zu Mittag, während die Gruppe, die soeben den Treck beendete, sich einigermassen frisch und auf den Weg nach Santa Marta machten. In fünf Tage würden wir auch so daherkommen. Nach dem Essen stiessen vier weitere Personen hinzu: Katrin und Rosalyn sowie Eduard (70 Jahre!!) mit seiner etwas jüngeren Frau. So ging es dann, geführt von zwei Guides, los. Zuerst noch ein bisschen durch Dorf und eben, jedoch die erste Flussdurchquerung liess nicht lange auf sich warten. So zogen wir dann die Schuhe aus und krempelten die Hosen hoch. Natürlich war der Fluss (Plessur Style) an gewissen Stellen tiefer, also waren die Hosen schon mal nass. Da schon fünf Minuten später derselbe Fluss nochmals durchquert werden musste, legte ich die Strecke gleich in den Havaianas zurück. Das zweite Mal klappte es etwas besser, und nachdem die Schuhe wieder angezogen waren, gingen wir die erste Steigung an. Dies dauerte dann etwa drei Stunden an... Keuch, Keuch. Während des Anstieges machten wir zwei Pausen und erhielten Früchte serviert. Dies sollte sich in den nächsten Tagen immer wieder wiederholen, und ich dachte schon beim ersten Mal, das fügt dem Ganzen eine positive Note hinzu. Auf dem Sattel angekommen, begann sich die späte Abfahrt und das noch spätere Mittagessen zu rächen. Es begann langsam einzudunkeln, und da in dieser Gegen täglich Regen fällt, waren der Himmel schon ziemlich mit Wolken behangen, was die Dämmerung schon auf 17 Uhr legte. Der Abstieg verzögerte sich aufgrund des rutschigen Terrains und der reduzierten Geschwindigkeit durch Ed weiter. In unsere deutschsprachigen Gruppe begann sich der Running Gag “Wenn es denn regnen würde,...” zu etablieren, welcher uns begleiten sollte.
Und: Wenn’s dunkel ist, wird’s nicht noch dunkler, nur später. Das erste Camp lag an einem kleinen Fluss und kaum waren wir angekommen, begann es auch schon zu regnen. Das Essen wurde von Eseln schon lange vorher hingetragen, sodass wir nach einer kurzen Dusche schon zum ersehnten Nachtessen fortschreiten konnten.
Dieses Camp hatte als einziges Hängematten und nachdem ich den Hängemattenunerfahrenen deren optimale Benutzung erklärte, waren die gedachten Rückenschmerzen nicht mehr so akut. Da ich wusste, dass in “benutzen” und leicht bis übel muffigen” Hängematten sowie Betten geschlafen würde, nahm ich meine mit und legte sie in die vorhangende Hängematte, resp. auf das Bett als zweite Schicht.
Am zweiten Tag begann der Anstieg gleich hinter dem Camp. Diesmal nur zwei Stunden bis zum Sattel, dann eine Stunde runter und noch eine Plusminus flach. Mir kam dieses zweite Gefälle recht lang vor und dieses zweite Gefälle sollte dann am letzten Tag mein Willensanstieg sein. Für das zweite Camp mussten wir wiederum einen Fluss durchqueren, diesmal einen etwas tieferen. Wir tauchten bis Mitte Oberschenkel ein und ich war schon überrascht, wie stark die Kraft war. Diesmal zog ich die Hose ebenfalls aus. Wie am ersten Tag erreichten wir das Camp kurz vor dem Regen; diesmal jedoch einiges früher, sodass wir uns ausruhen konnten. Aus den durchgeschwitzten Kleidern heraus, in etwas Trockenes geschlüpft und alles war schon viel angenehmer. Der dritte Tage bestand aus hoch und runter, hoch und runter, mitten durch Dschungel, Bananenplantagen und ein paar wenige Behausungen der lokalen Indios, genannt Kogi. Wir hatten zwei grössere Flussdurchquerung zu absolvieren, einmal Indiana-Jones-Style mittels “Kabine” und ein zweites Mal zu Fuss (mit ausgezogener Hose) am Seil.
So erreichten wir das Basecamp, wiederum kurz bevor es zu regnen begann. Wir übernachteten ebenfalls in Betten und erhielten wiederum ausgiebige und gute Verpflegung.
Am vierten Tag liefen wir zur letzten Flussüberquerung (auf dem HINweg), anschliessend ging es 1200 nasse und zum Teil mit Moos bewachsene Steinstufen (eher Stiegen) hinauf zur verlorenen Stadt.
Wir verbrachten rund zwei Stunden auf den vielen Terrassen, erhielten Informationen über den Ort an sich, dessen Benutzung und die Indios bis wir uns wieder auf den Abstieg und somit den Rückweg machten. Die Ciudad perdida war ja nur die Hälfte der Strecke...
Im Basecamp assen wir noch (wiederum spät) zu Mittag und machten uns erst gegen 14 Uhr auf den Weg, da wir noch bis zum zweiten Camp zurücklaufen mussten. So gerieten wir dann auch in den sintflutartigen Regen, welcher die Wege zu Bächen umfunktionierte. Ein Vorteil hatte dies, die rutschige Schlammschicht wurde weggewaschen und das Laufen auf den sauberen Steinen war somit mit besserem Halt versehen. Wir, d.h. die meisten erreichten die Seilbahn kurz vor dem Eindunkeln und wir setzten über. Der Fluss darunter war inzwischen stark angeschwollen. Dann folgte die wohl gefährlichste Stelle der gesamten Strecke mit wirklich schmalen Pfaden, welche eher an den steilen Hang geklebt schienen. Der eine Teil der Gruppe war schon fast zwei Stunden im Camp, als Ed, seine Frau und die beiden sie begleitenden Guides in der Dunkelheit ankamen. Wie an den Tagen zuvor baute ich meine Wäscheleine auf und hängte die nassen Kleider zum “Trocknen” auf. Sie waren jeweils tags darauf nicht wirklich trocken und es war ein bisschen unangenehm, die nasskalten Kleider anzuziehen. Zumindest waren bis zu dem Zeitpunkt die Schuhe einigermassen trocken geblieben.
Am letzten Tag mussten zwei Tagesetappen zurückgelegt werden. Da es im Durchschnitt eher runter ging, waren es “nur” etwa sieben Stunden. Kurz: Es war lang und sicherlich der härteste Tag, besonders der erwähnte Anstieg und der abschliessende Abstieg ging mächtig in die Knie. Auf diesem letzten Sattel begann es dann tüchtig zu regnen, liess dann jedoch kurz vor dem Erreichen des Dorfes nach. Nach einem Mittagessen um 15 Uhr begann es wiederum stark zu regnen und der Fahrer machte Druck loszufahren, da die Strasse bei zuviel Regen nicht mehr passierbar wäre. Also kam ich um meine Dusche, auf drei Stunden kam es jedoch auch nicht mehr darauf an. So erreichten wir gegen sieben Uhr Santa Marta und nach dem Einchecken reinigte ich zuerst meine Schuhe, hängte den Poncho und den Rucksack im Dormitory zum Trocknen auf und dann gönnte ich mir eine Dusche sowie einer längst fälligen Rasur. Ich zog den letzten Satz Kleider an (den ich im Hostel gelassen habe) und machte mit dem feuchten Zeug einfach einen Haufen, der tags darauf inklusive Hängematte gewaschen würde. Ziemlich müde legte ich mich dann schlafen.
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