Dienstag Abend, 21 Uhr: Vor einer Stunde etwa bin ich in Santa Marta, Kolumbien angekommen. Es regnet in Strömen, die Strassen sind durch grössere Bäche abgelöst und das Hotel ist klein, aber fein. Doch der Reihe nach:
Am Samstagabend kam ich vom Ausflug zum Orinoko zurück, am Sonntag machte ich einen Ausflug in die Altstadt von Ciudad Bolivar und dem Markt.
Es weihnachtet sehr...
Nach der Rückkehr in die Posada La Casita packte ich meine Siebensachen zusammen, machte ein aus der Hängematte und den zwei Zurrriemen ein nettes Päckchen und diesmal stopfte ich auch noch die Jacke in den kleinen Rucksack, welcher ebenfalls auf Mann im Bus mitreist. Nachdem ich noch ein Sandwich auf den Weg erhielt und die Abrechnung erfolgte, wurde ich gegen 18:30 zum Busbahnhof gefahren. Der Nachtbus nach Maracaibo sollte um 19:30 Uhr abfahren, um diese Zeit war er noch nicht einmal vorgefahren, resp. hatte schon hier Verspätung. Da es bei den folgenden 17 Stunden im Bus auf eine mehr oder weniger nicht ankommt, ist ja irgendwie auch klar. Nachdem die Abfahrtstaxe bezahlt war und der grosse Rucksack im Gepäckraum verstaut war, nahm ich auch schon Platz und dann kam mir wieder in den Sinn, was ich noch in den Fahrgastraum mitnehmen wollte: Die Stirnlampe. Auch beim letzten Nachtbusritt war nach Abfahrt keine Bordlicht zu haben, wie auch die Leselampe. So ass ich die Sandwiches nach der Abfahrt ohne Licht. Da kein Film gezeigt wurde, die Vorhänge geschlossen waren und ich keinen Fenstersitz hatte - somit keine direkte Möglichkeit zum Vorhangziehen und Rausschauen-, war nach dem bescheidenen Nachtessen wiederum eine frühe Nachtruhe angesagt. Gegen ein Uhr früh machte wurde eine Fahrpause eingelegt (hätte wohl das 22:00 Uhr Nachtessen sein sollen) und ich konnte mir dann doch noch die Zähne putzen. Der Rest der Nacht verlief gewöhnlich unruhig. Kaum wurde es draussen schon hell, war ich auch schon wach. Gegen neun Uhr (anstelle des frühen Frühstücks) folgte die nächste Essenspause an einer Autobahnraststätte. Die venezolanischen “Autobahn” erinnert mich stark an die Marokkanische: Keine Abschrankungen, das Vieh links und rechts auf dem Grünstreifen und Fussgänger, die diese direkteren Wege ebenso nutzen. Anders ist die Geschwindigkeit, hier ist alles ein Zacken schneller unterwegs und die Lastwagen sind durchwegs alte amerikanische Trucks. Nach weiteren vier Stunden Fahrt erreichten wir Barquisimeto und die besetzten Plätze lichteten sich. Weiter ging es überland und durch einen Gebirgszug in eine grosse Ebene, in der das Öl aus dem Boden gepumpt. Sieht aus wie in Texas, wer in den 80ern Dallas gesehen hat, weiss was ich meine. Der Abschluss der Fahrt krönte ein Stau auf der grossen und vor allem langen Brücke vor Maracaibo. Da diese Stadt nicht allzu viel zu bieten hat, machte es mir auch nichts aus, im Dunkeln anzukommen .Nach der Ankunft fuhr ich zum Hotel, welches nicht allzu weit vom Busterminal weg ist und ich tags zuvor herausgeschrieben habe. Da Maracaibo die zweitgrösste Stadt in Venezuela ist, war gemäss Reisetipps eine entsprechende Vorsicht geboten. Da ich Caracas nun ausgelassen habe, kann ich es nicht verglichen, jedoch kam mir dies Stadt nicht unsicherer als Ciudad Bolivar oder so vor. Ich ging auch nach dem Einchecken nochmals raus um zwei Blocks weiter in einem kleinen Laden was zu Essen zu kaufen (selbstverständlich nur mit dem nötigen Kleingeld und den Pass brauchte ich ja auch nicht mitzutragen). Nach langer Zeit wieder mal fern zu schauen und dabei ein paar Kräcker mit Schinken und Käse bei Terminator 3 zu essen, war auch nicht so schlecht.
Für die Reise nach Santa Marte, resp. Cartagena gäbe es einen direkten Bus, das ist zwar bequemer, dafür einiges teurer und nicht so authentisch. Unabhängig davon wie die Reise vonstatten geht, sie beginnt am Busbahnhof. Also fuhr ich früh am Morgen wieder dorthin und genehmigte mir erstmals eine Teigtasche mit Fleisch und einen Kaffee. Ich suchte die Taxis “por puestos” ab, welche als Sammeltaxis in alle Richtungen fahren, sobald sich genug Passagiere eingefunden haben. Da diese Taxis alte amerikanische Karren sind, können fünf statt vier Passagiere befördert werden -ist ökonomischer. Ich fand dann auch die Haltebucht für die Fahrt nach Maicao, es warteten schon drei weitere Passagiere, fehlte also nur noch einer.
Nach eine halben Stunde tauchte dieser dann auf und nach dem Bezahlen des Fahrpreises von 120 Bolivar (vor einem Jahr waren es gemäss LP noch 60 BsF) und der Abfahrtstaxe ging es los. Im morgendlichen Stau in, durch und hinaus liessen wir Maracaibo hinter uns. Die anderen Passagiere waren alles Kolumbianer, nur der Fahrer ein Einheimischer. Dass die Kolumbianer ein anderer Schlag Menschen sind, sollte sich noch zeigen. Positiv gemeint. Wie oft in Südamerika, wenn es um Strassen geht, die in ein Grenzgebiet führen, wird der Zustand etwas schlechter. Abgesehen davon befand sich gleich am Ausgang der Stadt der erste Kontrollposten. Alle zeigt brav die Ausweise und da kein Illegaler an Bord war, der einen Polizisten hätte schmieren müssen, war es mit dem Durchblättern und Stempel suchen schnell abgehakt.
Glücklicherweise hatte der Fahrer eine zusätzliche Klimaanlage eingebaut, mir wurde auf dem Kardantunnel richtig warm um den Hintern. Für die rund 130 Kilometer benötigen wir aufgrund der rund 20 ( ja zwanzig) Kontrollpunkte fast vier Stunden. Einmal mussten wir sogar mit Sack und Pack bei einem mobilen Röntgenapparat antraben. Es fragt sich, wer wohl hier noch was nach Kolumbien schmuggeln will.... vor allem nach Kolumbien!
Beim zweitletzten Posten musste die Ausreisegebühr abgedrückt werden. Am letzen Posten, am Zoll selbst, mussten wir alles zu Fuss erledigen, das Gepäck durfte im Auto bleiben. Dafür füllte eine Dame dann am Zoll den Ausreisezettel aus - für ein kleines Entgelt, selbstverständlich. Hundert Meter weiter mussten wir an kolumbianischen Zoll durch die Immigration und ging unkompliziert vonstatten. Mein Touristenaufenthalt beträgt 60 Tage. Unser Fahrer wartete schon auf kolumbianischen Grund und fuhr uns noch die letzten sieben Kilometer zum Busbahnhof in Maicao. Nachdem wir ausgestiegen waren, wechselte ich meine verbleibenden Bolivar und weitere 40US$ in kolumbianische Pesos. Mit zwei der anderen Fahrgäste genehmigte ich mir ein spätes Mittagessen, anschliessend suchte ich einen Bus nach Santa Marta, welcher auch kurz darauf um 14h losfuhr. Die Fahrt führte durch Rio Hacha, welches in Papillon eine kurze Rolle spielte und teilweise nah an der karibischen Küste vorbeiführte.
Die dunkeln Wolken am Horizont versprechen nichts Gutes und schon bald darauf begann es zu regnen. Dann wurde es intensiver und schon bald schüttete es aus Kübeln. Dass wir nicht vor Einbruch der Nacht in Santa Marta sein würden, war irgendwie klar; so kam es dann auch nicht mehr darauf an, dass wir eine Stunde im Stau standen und vom Busbahnhof kein Taxi aufgrund der überschwemmten Strassen in die Altstadt fahren wollte. Also sagte ich dann dem Taxifahrer, er solle mich halt in ein nahegelegenes Hotel fahren, was dieser dann auch tat. Nach dem Einchecken ging ich in das kleine Restaurant um die Ecke und ass was zu Abend. Willkommen in Santa Marta.
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