Donnerstag, 5. Januar 2012

San Gil, Barichara und Villa de Leyva

Der erste Tag des Jahres begann früh, so früh, dass ich sogar noch auf das Frühstück warten musste, da die Küche noch nicht auf, resp. bereit war. Ist auch nicht zu verdenken. So frühstücke ich dann, packte meine Sachen und stellte mich an die gleiche, gegenüberliegende Strassenecke um den Bus zum Terminal zu erwischen. Es lief bemerkenswert wenig, ein paar vereinzelte Leute, in ebenso so geringer Anzahl liessen sich Autos blicken. Da irgendwie kein Bus zu fahren schien, winkte ich ein Taxi zu mir. Nachdem ich mein Destination bekannt gab, erklärte mir dass das Busterminal heute geschlossen sei. Mit dieser Aussage dämmerte es mir dann, heute ist wirklich ein Feiertag und alles geschlossen. Ich sah mich schon einen Tag mehr in Bucaramanga verweilen, als sich die nahe Lösung sogleich offenbarte. Denn, dass es immer irgendeinen Weg gibt, zeigt sich alsdann ebendieser Taxifahrer anmerkte: Vom Park aus würden auch heute Busse fahren, nicht so ganz offizielle, aber es würden Busse fahren. Also zum Park.
Kaum angekommen, stülpte schon jemand seinen kopf ins Taxi und fragte: “¿San Gil?”. Während ich dies bejahte, den Herrn um den Fahrpreis fragte, bezahlte ich das Taxi kaum war ich eingestiegen, trug dieser Jemand schon meine Rucksack in seinen Bus. Naja, ich würde wohl mit ihm mitfahren. Wenn immer man fragt, wann er denn losfahre, ist die Antwort die gleiche, in zehn Minuten sei Abfahrt. Right. Die schon anwesenden Fahrgäste und ich warteten noch auf en paar weitere Personen und doch schon nach zwanzig Minuten fuhr der Bus los.
Die Busfahrt nach San Gil war für mich eine der eindrücklichsten Fahrten in Kolumbien. Zuerst ging es ähnlich über einen Pass wie die Wasserfluh, dann durch eine breite Schlucht wie wenn man nach Mount Cook Village fährt und dann steigt die Strasse an bis man eine Hochebene erreichte, auf der mich die Hügel ein bisschen an das Piemont erinnerte, einfach grösser und weiter und ohne Rebstöcke.
Obwohl der LP San Gil als “tiny” beschreibt, scheint es mir recht gross. Die leichte Unsicherheit, dass vielleicht alles ausgebucht ist, verflüchtigte sich rasch, als der Bus ins Dorf einbog und an einigen Hotels vorbeifuhr. Ich suchte mir dennoch eines der beschriebenen Hostels aus und als es dann umgezogen ist, dankte ich LP einmal mehr für die akkurate und aktuellen Informationen.
Kurz nach Einchecken liess ich mir die verschiedenen Aktivitäten zeigen, die man hier so machen kann. Spontan wählte ich einmal Riverrafting und keine eine Stunde später wurde ich auch schon abgeholt. Für die vierhundert Meter hätte ich zwar kein Taxi gebraucht und liess es dabei bleiben. Nachdem im Lokal des Organisators dann (k)eine Haftungsauschlusserklärung ausgefüllt wurde, wurde ich zum Einstiegspunkt gebracht und kurz darauf trafen auch die anderen Passagier ein.  Wir brachten das Gummiboot zu Wasser und hatten rund eineinhalb Stunden Spass mit gemütlichem Raften. Praktischerweise endete der Ausflug im Dorf selbst und nachdem ich die Utensilien zurückgab, lief ich langsam trocknend zum Hostel zurück.
Nach einer Dusche begab ich mich auf das obligate Sightseeing. Da ich am nächsten Tag das mit dem Bus nach Barichara versiffte, war wiederum Sightseeing angesagt und am Vortag habe ich im Hostel einen Büchertausch vorgenommen. Ich erwähne dies, da das ausgelesene Buch eher eine Zwischenlösung war und das getauschte Buch hervorsticht. Ich fand hier im tiefen Abseits ein Buch von Martin Suter: den Krimi “Allen und der rosa Diamant”. Man muss doch einmal was von einem Schweizer Schriftsteller (freiwillig und ohne Schulzwang) lesen. Ich habe das Buch etwa dreimal aus der Hand gelegt und es war schon durch (und zwar nicht weil es so dünn war) sondern weil es mir (als nicht sooo grossen Krimifan) gefallen hat.
Dann musste ich wiederum tauschen, das kleinste aller Übel schien mir der Debütroman von Stieg Larssen, denn die mittelalterlichen Kriegslieder von 1386-1389 auf 320 Seiten oder die Liebesgeschichte einer fetten Frau mit dickem Hintern im westindischen Mozambique interessierten mich weniger.
Am drauffolgenden Tag schaffte ich es dann nach Barichara und machte wiederum ein bisschen Sightseeing.






Ich kehrte am Nachmittag zurück und las weiter. Am Abend war ich schon knapp auf Seite 400 (von 750 oder  so).  Doch zuvor machte ich noch eine Umweg über das Busterminal und kaufte mir für den Folgetag ein Ticket nach Chiquinquira um 7:30 Uhr, da es nix Direktes nach Villa de Leyva gab.
So stand ich dann mittels Telefonwecker um sechs Uhr auf, packte wiederum meine Sachen und nahm einen lokalen Bus bis zum Terminal. Nach einem kleine Frühstück fuhr der Bus dann vor und als Abwechslung hatte ich mal einen Platz auf dem Beifahrersitz mit direktem Blick auf die Strasse. Nach drei Stunden kurviger Fahrt (die wohl einzige gerade Stelle war der Parkplatz für den Neun-Uhr Kaffee) erreichten wir Chiquinquira. Ich war der einzige Passagier, der hier ausstieg, wer will den schon nach Chiquinquira. Es sind nur noch drei Stunden nach Bogota, da zieht es wohl alle hin. Im Busbahnhof suchte ich den Bus nach Villa de Leyva, den ich auch kurz darauf fand. Nach meiner Frage wann er den gedenke loszufahren, meinte er demnächst. so war es zwar dann auch. Jedoch, kaum hatten wir das Areal verlassen, schlich er die Strasse hinunter und an einer normalen Bushaltestelle wartete er dann eine halbe Stunde auf weitere Passagiere. Da sich zu den vier bereits zu Beginn im Bus befindlichen Personen während der Wartezeit gerade mal zwei weiter dazugesellte, wurden die kolumbianischen Fahrgäste doch langsam ungeduldig und der Busfahrer musste wohl oder übel mit einem halbleeren Bus die Strecke antreten. Zum Fahrstil merke ich nur an: der wäre bei der Dakar besser aufgehoben...
Schliesslich erreichten wir Villa de Leyva und ich suchte mir eine Unterkunft, was sich aufgrund der aktuellen Ferienzeit als schwierig, jedoch nicht als unmöglich gestaltete.
Dann genehmigte ich mir einen Kaffee und machte ein bisschen Sightseeing im von Touristen überquellenden Dorf.




Was anderes: Schon auf dem Hinweg realisierte ich, dass ich mein Mobiltelefon nicht finden konnte und als ich im Zimmer alle Taschen durchsuchte und es nicht auftauchte, erinnerte ich mich schwach, es am Morgen als Wecker benutzt zu haben jedoch fiel mir nicht ein, dass ich es -wie immer in die gleiche Tasche- versorgt habe. Mir dämmerte, es müsste eigentlich noch auf dem Bett im Schlafraum in San Gil liegen. Mierda. Ich ging in ein Internetlokal und machte einen Anruf im Hostel, erhielt jedoch die Antwort, sie hätten nichts gefunden. Nahm es ein anderer mit? Organisiere ich aus der Schweiz einen andere Chip? Das waren dann so ein paar Fragen, die ich mir stellte.

Am Folgetag stand ich dann nicht so früh auf, da ich bis tief in die Nacht gelesen und das Buch somit leider schon eines Nachfolgers bedarf. Das muss wahrscheinlich bis Bogota warten. Ein Mitarbeiter der Posada stellte mir (nicht unentgeltlich) sein Fahrrad zur Verfügung, mit welchen ich das astronomische Observatorium der Ureinwohner besuchte.






Die Spanier scheiterten an dieser “Teufelsaustreibung”, u. a. deshalb sind die Installationen immer noch vorhanden.
Anschliessend fuhr ich zur Fundstelle eines versteinerten Meeres-Dinosauriers, da schliesslich hier ja mal ein Meer war.


Ordentlich wie sich das gehört, stellte ich das Fahrrad auf den Parkplatz.


Ich kehrte aufgrund des Überwindens einiger Höhenmeter mehr oder weniger schweissgebadet ins Dorf zurück und brachte das Fahrrad zurück. Die Dusche konnte bis am Abend warten, es würde am Nachmittag sicher noch wärmer werden.
Dann ging ich nochmals in ein Kommunikationslokal und rief das Hostel in San Gil nochmals an. Und siehe da, sie haben es gefunden, genau dort wo ich es liegen lassen habe. Gut und nicht so gut. Somit heisst das, dass ich zwar das Mobiltelefon wieder erhalten würde, jedoch tags darauf nicht nach Bogota, sondern einen Umweg über San Gil machen und einen ganzen Tag dafür “verlieren” würde. Ein Tag ist zwar nicht so schlimm, ich bin ja “nur” etwa fünf Wochen hinter dem Zeitpan und habe eben diesen schon vor einiger Zeit anpassen müssen. Dazu ein anderes mal. Einzig mein gescheiter Spruch dazu: Planung ersetzt den Zufall durch Fehler.
Zurück vom Denken zum Machen: Am Nachmittag besuchte ich das kleine, paläontologische Museum, in dem weitere Knochen und Ähnliches ausgestellt waren.





Der Abschluss des Nachmittags bildete das Aussitzen des Regens in einem Café, da das Erklimmen eines Vorhügels oberhalb von Villa de Leyva, welcher mit einen tollen Ausblick auf das Dorf und die Gegend hier wäre, nicht so möglich war.
Später würde ich mir ein saftiges Stück Fleisch wie gestern Abend gönnen und die Nacht hier verbringen, bevor es dann gemäss Plan morgen zurück nach San Gil und dann auf direktem Weg nach Bogota geht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen