Mit dem Zug ging die Reise weiter, sehr komfortabel, jedoch nicht so schnell. Das wiederum gab mir die Gelegenheit, die Gegend zu bewundern. Die Ostküste zeigte sich wenig bebaut, also sehr viel grün und die steile Küste sollte sich tags darauf noch besser darstellen. Die Bestuhlung war wie im Flugzeug ausgerichtete, und wenn die komische Tante mit ihrem -ich muss sagen zu bemitleidenden- Tölchen nicht gewesen wäre, hätte ich es in dem überfüllten Zug noch einen Tick mehr genossen.
Ich kam schliesslich in Hualien an und checkte im Hostel Amigo ein, welches mir mit der netten Crew und dem Ambiente gleich zu Beginn sympathisch herüberkam. Den Nachmittag verbrachte ich laufend im Ort, mit gelegentlicher Pause zum Lesen.
Das Tragen des Helmes unabhängig des Scooterfahrens war zwar richtig, dennoch hätte es auch beim Rutschen des folgenden Hanges nicht so geholfen.
Ich fuhr noch ein wenig die Strasse weiter bis sie richtig anstieg und ich beim gemütlichen Mittagessen einen schönen Überblick in das Tal hatte.
Durch den Regen der letzten Tage waren alle Wanderwege bis auf einen wegen Rüfen nicht begehbar, sogar Brücken waren nicht mehr...
Auf dem Rückweg kam ich am “Ewigen Tempel” vorbei, der beim Bau der Strasse erstellt und wegen Erdrutschen schon dreimal wieder aufgebaut wurde. Einerseits war ich froh, nicht mit einer Tour hier zu sein, andererseits wäre ich dann etwas trockener gewesen. Dennoch: ich wurde ja nur nass, die Temperatur blieb bei ca. 30 Grad und so trocknete ich langsam.
Nachdem ich wieder am Meer war, machte ich noch einen kleinen Umweg und fuhr ca. 10km an der Küste hoch und genoss die Aussicht.
Kurz vor dem Eindunkel war ich zurück in Hualien und retournierte den Skooter (mit ebenso leerem Tank wie ich ihn empfing). Im Hostel traf ich wieder auf Autumn und Allison, mit denen ich am Vorabend in Kontakt kam. Gemeinsam assen wir Sushi zu Abend und im Hostel teilten wir zu Autumns Geburtstag eine Flasche Wein. Die beiden waren auch in der Schlucht unterwegs, jedoch trafen wir uns nicht. Dafür wollten wir, sollte das Wetter am Folgetag gut sein, zu dritt (und mit drei Scootern) Hualiens Südküste erkunden.
Die Regensaison und der sich ankündigenden Taifun machten uns einen Strich durch die Rechnung, denn es regnete zünftig. Da mir nur noch ein paar Tage in Taiwan zur Verfügung standen und ich nicht rumhängen wollte, verabschiedet ich mich und machte mich auf nach Süden. Weil ich den Küstenbus um ein paar Minuten verpasste, nahm ich den Zug, der durch das Rifttal fahr, so quasi auf dem architektonischen Spalt zwischen der asiatischen und pazifischen Platte.
Nach zweimaligem Umsteigen gelangte ich per Bus nach Kenting, ein an der der Südspitze gelegener Surferort. Mit Surfen war dann jedoch nix, auch hier zeigte sich der herannahende Taifun mit gewitterartigen Regenfällen, heftigem Wind und hohen Wellen.
Nichtsdestotrotz übernachtete ich hier. In einem “italienischen” Restaurant wurden mir dann die bis anhin wohl fadesten Spaghetti mit Meeresfrüchten serviert. Aber dem kann man ja abhelfen.
Während dem üblichen Morgenessen, bestehend aus einem Sandwich und Orangensaft in einem Konbini, änderte ich meine geplante Route. Eigentlich wollte ich ja auf die kleine Insel Liuchiu, aber mit dem Taifun vor der Türe ist dieser Ausflug ins Wasser gefallen. So fuhr ich an deren Stelle zuerst in die Grossstadt Kaohxiung, um (ungeplanterweise mit dem lokalen Hochgeschwindigkeitszug, wenn auch wegen des heftigen Regens doch nicht ganz soo schnell) nach Tainan zu fahren. D. h. bis zum HSR-Terminal, welches irgendwo in der Pampa lag, und von dort dann mit dem Kurzzug an den HB von Tainan zu gelangen. Dort angekommen, checkte ich in einem kleine Hotel ein, deponierte den Rucksack und machte mich trotz des Regens auf ein paar Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Zuerst suchte ich den Himmelsaltar auf.
Der Konfuziustempel gestaltete sich sehr grau in grau und die beiden folgenden Örtlichkeiten Koxingaschrein und Linshuitempel wurden wohl wie das Touristeninformationszentrum am Bahnhof vorzeitig geschlossen.
Die beiden letztbesuchten Tempel waren Dongyue mit Höllenzeichnungen und derjenige des Stadtgottes. Das Licht war so mies, dass ich keines der besch..eidenen Fotos behielt. Ich machte jedoch ein kurzes Filmchen mit Regen und Wind.
Da die Wäsche überfällig war, ging ich noch auf die andere Seite des Bahnhofs, gab sie in der Laundronette der netten alten Dame und holte sie (die Wäsche, nicht die alte Dame) zwei Stunden später nach dem leckeren (japanischen) Nachtessen wieder ab. Im Hotelzimmer versuchte ich dann noch die durchnässten Schuhe und Socken mit der versenkten Klimaanlage zu trocken, was bis zum nächsten Morgen so einigermassen gelang.
In dieser Nacht zog der Taifun über Tainan und Taiwan hinweg, hätten wir das dann auch noch erlebt.
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