Montag, 10. Oktober 2011

In Amazonia

Frühmorgens, um sieben Uhr musste ich für den Ausflug in den Dschungel des Amazonas bereitstehen. Da schon eine Stunde zuvor das Frühstück bereit stand, konnte ich den Tag mit vollem Magen beginnen. Auch wenn es am Vortag hiess, dass das Essen dabei sei, man weiss ja nie wann es was gibt.
So wurde unsere siebenköpfige Gruppe in zwei Fuhren zum Rodoviaria, dem Busbahnhof gefahren. Ich nahm meine ganze Ausrüstung mit, die anderen nur einen kleinen Rucksack. Wir bestiegen den Bus und fuhren rund drei Stunden gen Norden und wurden dort empfangen. Nach einem kurzen Fussmarsch zum Wasser, ging es in einen kleinen Boot rund eineinhalb Stunden weiter flussaufwärts zur Lodge.
Dort haben wir uns erstmals einquartiert, denn die erste Nacht würden wir hier verbringen. Da noch etwas Zeit nach dem Mittagessen blieb, machte ich einen Spaziergang auf dem ringförmig hinter der Lodge angelegten Fussweg. Neben einer Art von Dschungelhuhn sah ich vorwiegend Käfer, Ameisen und viel Grün. Zu hören waren jedoch Baumfrösche, Papageien, Zikaden oder Grillen.

 

 Den Nachmittag verbrachten wir auf dem Boot und versuchten Piranhas zu fischen. Wir waren an drei verschiedenen Orten und hatten danach gerade mal ein Tier gefangen, und zwar durch den Guide Cristofo, welcher ein peruanischer Indio ist. Diesen Fisch und andere, durch die Angestellten gefangene Fische wurden dann als Nachtessen gereicht. Das Essen besteht (wie üblich) aus Reis, Spaghetti, Fleisch, Huhn und Fisch sowie Salat und Farofa.
Nach dem Nachtessen ging es wieder auf den Fluss hinaus, diesmal um Kaimane zu fangen. Cristofo konnte an zwei verschiedenen Stellen je ein  jeweils gut 40 cm langes Tier mit der Hand fangen. Die kleine Kerle haben bereits ganz schön Kraft, geben sich bei richtiger Haltung jedoch ganz ruhig dem Herumreichen und fotografiert werden hin. Danach setzten wir die Tiere wieder aus.
Am zweiten Tag mussten wir noch früher als am Vortag aus den Federn und fuhren ein paar Kurven den mit Niedrigststand gefüllten Fluss hinunter, damit wir vom Boot aus den Sonnenaufgang bewundern konnten. Nach einen typischen Frühstück aus Brot, gesalzener Butter und vielen Früchten machten wir uns auf -wiederum nach einer kurzen Flussfahrt- eine Wanderung durch den Dschungel zu unternehmen. Der Wasserverlust beim Schwitzen ist immens, ich kam kaum zum Nachleeren was ich verlor. Verlieren ist eigentlich falsch, es ist ein reines Ausschwitzen, denn der Schweiss trocknet nicht, da es gegen 40 Grad heiss ist, wahrscheinlich gegen 100% Luftfeuchtigkeit herrschen und im Wald kein Wind weht. Wenigstens scheint die Sonne nicht direkt auf mich, abgesehen davon habe ich einen australischen Lederhut à la Crocodile Dundee ein paar Wochen vor Aufbruch gekauft. Wiederum viel Grün war zu betrachten, bis wir an ein rund 6-8 cm kleine Loch im Boden herankamen. Cristofo lockte mit eine dünnen Stock eine ca. 25 cm grosse braune Tarantel heraus. 
Dies ist die gefährlichere von beiden, das Gift wirke gemäss unserem Guide nach etwa einer Stunde tödlich. Es gebe jedoch ein Gegengift, welches er nicht dabei habe... Später sah ich einen Kolibri gleich neben mir schweben: so klein und doch so laut. Nach dieser dreistündigen Wanderung kehrten wir in de Lodge zurück und assen zu Mittag. Ich übte mich im Hängematten aufhängen, würde doch jeder heute Abend in einer übernachten. Ich hatte zwei Tage zuvor eine gekauft, schliesslich würde ich auch auf dem Schiff eine benötigen.


Am späten Nachmittag machten wir uns dann auf den Weg und erreichten das Nachtlager kurz vor der Dämmerung. Diese war dann auch nach 25 Minuten vorbei und die Hängematten waren montiert, das Feuer brannte und der Hunger war auch präsent. Aus einer Quelle wurde das Wasser für den Reis geschöpft und das bis zum Rückgrat durchgeschnittene Huhn (Frango, was sonst!) geputzt. Nachdem der Reis fertig gekocht hatte, wurde der auf zwei Stecken aufgespiesste Frango gegrillt. Neben diesen Beiden wurde auch noch eine Wurst gegrillt und das Ganze gerecht verteilt auf zu Tellern zurecht gefalteten Palmenblätter angerichtet.
Später am Abend musste ich dann mal austreten und fand hinter einem Baum eine Spinne, die ich dann dem Guide beschrieb: etwa so gross, wie wenn man beide Daumen und Zeigefinger zusammenhält und eine Kreis bildet, von grauer Farbe, lange, dünne Beine und ein spitz verlaufendes Hinterteil.  Er meinte, das wäre eine Skorpionspinne, sehr gefährlich. Naja.
Die Nacht war feucht und unangenehm kühl gegen vier Uhr morgens; und mit 11h viel zu lange. Nach dem Frühstück aus den mitgebrachten Brötchen, einer geschnittenen Ananas, gekochten Einer und Kaffee brachen wir die Zelte, resp. Hängematten ab und liefen auf einem anderen Trampelpfad zurück. Nach einem kurzen Bad im Fluss assen wir zu Mittag bei strömendem Regen, jedoch gut unter Dach. Wie wir später erfuhren, war in Manaus selbst ein richtiger Sturm mit kaputten Dächer, umgeworfenen Bäumen und grossflächigen Stromausfall durchgegangen. Auf dem Rückweg, bei nachlassendem Regen konnte ich “endlich” meine Pellerine benutzen, nur Rumtragen kann ja auch nicht sein. Am restlichen Nachmittag ging es dann nach Manaus zurück und nach einer Dusch mit Seife fühle ich mich so richtig sauber.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen