Sonntag, 27. November 2011

Die Fahrt nach Santa Helena da Uairen, Venezuela an sich und bis nach Ciudad Bolivar

Nach rund zwei Tagen zu behaupten, man kennt Land und Leute ist durchaus verwegen. Jedoch Venezuela ist das einzige Land, wenn ich meine Route gegenüber anderen Reisenden ansprach, am widersprüchlichsten in Erscheinung trat. Zu unterscheiden sind sicherlich die jeweils persönlichen Erlebnisse, die darauf bauenden Meinungen und die davor schon vorhandenen Vorurteile und wie sich das Land gegen aussen und innen gibt und verhält. Auf eine politische Diskussion soll an dieser Stelle verzichtet werden und ich möchte den Fokus auf die Geschichten anderer Reisenden und dann eine eigenen Erlebnisse legen.

Wie erwähnt, erhielt ich über Venezuela die unterschiedlichsten Erzählungen persönlicher Erlebnisse. Leider waren alle etwas oder stark negativ geprägt. Eine handelt von der Reise eines Iren: Er kam von Santa Maria in Kolumbien über Maracaibo nach Caraces und weiter nach Süden via Ciudad Bolivar und  Santa Helena, dann via Boa Vista nach Georgetown, wo ich ihn im Guesthouse traf. Ich würde auch diese Strecke in der umgekehrten Richtung machen.
Ich muss vorausschicken, dass er mir sehr, sehr irisch vorkam; neben dem Dialekt besass er dass passende finstere Gesicht mit einem äusserst kurzen Haarschnitt, er sprach jedoch spanisch (im Gegensatz zu den Meisten von den Inseln). Für die Durchfahrt von Venezuela benötigte er gerade mal eine Woche, dies weil er so schnell wie möglich wieder aus dem Land heraus wollte. Auf dieser Durchquerung wurde der Bus ca. 30 Mal von der Polizei oder dem Militär angehalten und durchsucht, einmal musste er sich sogar ganz ausziehen dreimal den Offiziellen schmieren. Er sagte auch, dass die Einheimischen ebenso schikaniert wurden. Bei einem Monatslohn von 200US$ seien sie auf entsprechende Präsente angewiesen.
Exempel 1:Wenn man venezolanisches Geld auf sich trägt, muss man den Offiziellen -mit der Pistole an der Seite oder umgehängtem Gewehr- beweisen, dass man es nicht auf dem Schwarzmarkt gewechselt hat. Der Beweis wäre z.B. eine Quittung eines Bezuges am Geldautomaten über einen grösseren Betrag als man auf sich trägt. Hat man mehr auf Mann oder keine Quittung wird der Vorwurf laut dass die Differenz zum Betrag auf der Quittung oder der gesamte Betrag illegal gewechselt wurde. Man ist also in Beweisnot. (Andererseits kann ich mir kaum vorstellen, dass alle Venezolaner dies konstant beweisen können, irgendwie kann dass ja auch nicht sein. Item, der Ire erlebte es so). Somit wird einem das illegale Geld -ohne Quittung- abgenommen oder man macht dem Offiziellen ein Präsent.
Zur Erklärung sie hier angefügt: Zur Zeit (November 11) erhält man zum offiziellen Kurz 2.15 Bolivar pro US-Dollar. Für (von der Regierung) ausgesuchte Waren kommt ein Kurs von 4.3 Bolivar pro Dollar zum Einsatz. Wechselt man auf dem Schwarzmarkt erhält man 8.0 Bolivar pro Dollar. Die Busfahrt mit dem Nachtbus von Santa Helena nach Ciudad Bolivar kostet 125 Bolivar, also entweder ca. 15US$, 30US$ oder 63US$. Vergleicht man die Preise (z.B. für eine Büchse Soda, ein Nachtessen oder eine Taxifahrt) mit den umliegenden Ländern, entspricht der illegale Wechselkurz am ehesten der Realität.
Exempel 2: Während der Durchsuchungen kann es vorkommen dass -während man mit dem ersten Offiziellen redet- ein zweiter Offizieller ein Tütchen Drogen in den Rucksack steckt und wenn man nicht ein Präsent gibt, dieses eben gefunden wird. Die Wahl ist dann einfach.
Ein merkwürdiger Usaner erzählte mir jedoch bevor ich in Venezuela einreiste, dass die Strassensperren vorwiegend Busse aus Kolumbien in die Richtung Brasilien nach Drogen durchsuchten. Dies mochte wohl so sein, ich sah der Fahrt von Santa Helena nach Ciudad Bolivar dennoch nicht optimistisch entgegen. Dieser Abschnitt entspricht ca. einem Drittel der gesamten oben erwähnten Strecke, also wahrscheinlich zehn Kontrollen - im Nachtbus. Das wird ja ein erholsamer Schlaf, als ob ein Nachtbus an sich schon für einen angenehmen Schlaf sorgen würde.

Ich bin inzwischen in Ciudad Bolivar angekommen und befinde mich in der Pousada La Casita (www.gekkotours-venezuela.de (Ja, wird von zwei Deutschen geführt)). Etwas ausserhalb vom der Stadt selbst gelegen, haben sich die beiden ein sehr schönes Plätzchen geschaffen. Einzig die Webseite bedürfte eines Updates, der Pavillon für die Hängematten ist letztes Jahr abgefackelt. Das Gratisabholen vom Busbahnhof ist ein guter Service und sollte noch positiv erwähnt werden. Neben dem Pool -an dem und in dem ich den ganzen Tag verbrachte- befinden sich noch ein Gehege mit verschiedenen Tieren darin (Schildkröten, Agouti, Affen und Papageien).

Vorgestern am Mittag verliess ich Boa Vista. Ich war mir nicht sicher, ob ich mit den zu absolvierenden  Vorbereitungen den 12 Uhr Bus nach Paracaima (an der Grenze Venezuela) erwischen würde, so hatte ich zwei Tage zuvor bei Ankunft in Boa Vista das Ticket bewusst nicht gekauft. Was musste ich denn erledigen? Ich bin gegen 6:30 aufgewacht und habe kurz darauf gefrühstückt. Eine Dreiviertelstunde nach dem Aufstehen machte ich mich auf den Weg zur venozelanischen Botschaft, ein paar Blocks weiter. Diese hat von 8-12 Uhr geöffnet und da es mir am Vortag nicht möglich war, dort reinzuschauen, musste dies heute sein. Und man nie weiss wie viele andere Leute anstehen, wollte ich frühzeitig dort sein. Um Viertel nach acht wurde mir dann der Einlass gewährt, niemand anderes wartete. Ich klärte mit der Dame am Schalter, ob ich denn eine Touristenkarte benötige und wo ich diese dann erhalten würde. Die Informationen, die ich diesbezüglich am Vortag im Internet auf verschiedenen Seiten fand, waren ebenso verschieden. Also besser aus erster Hand und nicht an der Grenze auf die Schnauze fallen. Sie schaute kurz in den Pass, dann auf eine Liste und sagte mir, dass ich die Touristenkarte am Zoll erhalte und gab ihn mir zurück. Um 8:20 war ich wieder draussen. Als nächstes benötigte ich Geld. US-Dollars sind am besten, da ist der Kurs gegenüber dem Bolivar klar (yeah-right!!). Geld erhält man bekanntlich auf der Bank, und da Bradesco die einzige Bank war, bei der tags zuvor meine Karte akzeptiert wurde, ging ich dorthin. Im Warteraum der Bank sassen schon viele Kunden und ich zog einen dieser Zettel für Geldtransaktionen. Das Übel, dass uns Schweizern in den Poststellen -durch Optimierungen- beschert ist, gilt hier als normal und das Warten auf einen freien Schalter als Selbstverständlichkeit. Als ich dann an der Reihe war und klar machen konnte, was ich denn wolle, teilte mir die freundliche Dame mit, dass sie keine Dollars haben und auch nicht wechseln können sowie keine Travellerchecks ausstellen. Andere Länder, andere Sitten.
Da ich beim Herumlaufen am vorherigen Tage eine Wechselstube sah, war die Alternative klar. Ich bezog am Bankomaten ein grössere Summe, lief zur Wechselstube und erhielt die Banknoten. Die restlichen Reais würde ich an der Grenze selbst wechseln, ich benötigte ja noch ein Ticket und was zu Futtern. Trotz des Wartens in der Bank war ich noch vor 10 Uhr im Hotel zurück. Ich checkte aus, nahm ein vor dem Hotel wartendes Taxi und fuhr zum Busbahnhof. Als erstes kaufte ich das Ticket und setzte mich dann in der Halle an einen Tisch vor einem Imbiss. Das voraussichtlich für lange Zeit letzte Mal zwei der frittierten Teigtaschen namens Coxinha mit Ketchup und Mayo zu essen und ein brasilianisches Fanta Traube (wäre schön, gäbe das in CH) zu trinken.
Meine Gedanken waren in Venezuela, wie würde das wohl werden? Da ich schon einiges hinter meinen Zeitplan bin, hatte ich ja schon vor Tagen den Gedanken, Venezuela auf das Minimum zu kürzen, die Geschichten der anderen unterstrichen dies etwas. Andererseits will ich dennoch dorthin, um selbst zu sehen und meine Meinung zu bilden. Und wenn man vor Neuem Angst hat, sollte man nicht vor die Tür gehen, geschweige denn in ein fernes Land reisen.
Eine halbe Stunde vor Abfahrt trat dann der besagte Usaner an mich heran und gab neben seinen Erlebnissen in Venezuela auch noch seine Einschätzung über die Welt und anderes als Sermon zum Besten. Leicht extrovertiert, der Mensch. Als er dann sagte, er wäre Lehrer, wurde mir einiges klar (die haben immer Recht, oder einen Lösungsordner). Was mich jedoch erstaunte, war, dass er reiste, und das nicht zum ersten Mal. Er wäre schon sieben Mal hier unten unterwegs, sagte er. Der aufgedoppelte Pass unterstrich das. Nichtsdestotrotz, ein unhöflicher Zeitgenosse, was sich bis nach Santa Helena vermehrt zeigen sollte.
Nach einer pünktlichen Abfahrt (wirklich!) ging es die Ebene hoch in den Norden von Brasilien. Es zeigten sich die ersten Erhebungen, eine äusserst interessante Strecke. In Paracaima angekommen, prüften wir den Wechselkurs von Reais zum Bolivar, liessen den Wechsler dann jedoch stehen und fragten den Taxifahrer für den Preis bis nach Santa Helena, welches doch ca. 15 km hinter der Grenze lag. Als der Preis dann klar war, liessen wir diesen ebenfalls stehen und gingen ich zu Fuss bis zur Grenze. Der Usaner ging in forschem Schritt voran und wartet sozusagen nicht auf mich. War mir recht so, ich wollte eh nicht so direkt zusammen mit dem Typ beim Grenzposten ankommen, sonst halten die mich auch für einen Usaner. Das Ausstempeln am brasilianischen Zoll war (für mich) eine kurze Sache. Nach zehn Minuten Fussmarsch (ich zehn, die Type war wohl nach neun Minuten schon dort) erreichte ich den venezolanischen Zoll und (ich) erhielt innert kürzester Zeit den Einreisestempel von der (mir gegenüber netten) Dame. (Ich geniesse das etwas, das mit dem Klammern und dem Usaner- merkt man, oder?). Ich fragte dann noch nach der Touristenkarte und sie meinte nur, ich benötige keine. ?? Naja. Nach der Grenze hielten wir ein Taxi an fuhren nach Santa Helena und wurden bis vor die Pousada Michelle gefahren. Wir bezahlten in Reais und der Usaner lief ohne ein Wort des Abschiedes davon, er wollte nur schnell Geld wechseln und noch am gleichen Abend den Bus nach Ciudad Bolivar nehmen.
Ich wollte einen Tag hier bleiben und checkte in der Pousada ein. Nachdem ich das Zimmer bezogen hatte, ging ich zum Hauptplatz und schaute für einen Geldwechsler. Es gibt etwas drei Orte in Venezuela, in denen das illegale Geldwechseln geduldet wird. So wurde ich zu einem besseren als dem offiziellen Kurs meine letzten brasilianischen Reais los und erhielt das lokale Spielgeld. Nach dem ich das Hostel bezahlt habe, ging ich zurück ins Zentrum und ass ein paar Nudeln zu Abend. Da es viel zuviel war, nahm ich diese mit und hatte für den nächsten Tag sogleich mein Frühstück. Ich verbrachte einen gemütlichen Tag in dem hektischen Grenzstädtchen, bevor ich gegen 16h meine Sachen zusammenpackte und mich an die nächste Ecke stellte. Nach ein paar Minuten tauchte auch schon das erste Taxi auf und nach kurzen Preisverhandlungen wurde ich in einem ziemlich heruntergekommen Chevy -oder so- zum Busbahnhof gefahren. In Venezuela- so wie es scheint- kann man das Busticket erst am Abfahrtstag kaufen; so war ich als rund drei Stunden zu früh, mit dem Risiko, dass es keine Tickets mehr für dem 19 Uhr Bus hatte. Ich ergatterte den letzten Platz auf dem Oberdeck, in der letzten Reihe. Jetzt hiess es warten. Wenigstens hatte es einen Imbiss und ich konnte ein paar frittierte Käsetaschen essen und ein Malzgetränk (kein Bier) trinken. Ich hatte dunkel in Erinnerung (gesagt bekommen), dass die venezolanischen Bus eher Tiefkühltruhen glichen. Also: better safe than sorry oder besser warm statt kalt, zog ich die Wanderschuhe an und schnallte die Hängematte ab um sie als Handgepäck mitzunehmen und als Decke zu nutzen. In relativ geordneter Weise wurde dann das Gepäck eingeladen und die Plätze bezogen. Die Sitzlehnen konnten richtig weit runter gelassen werden, somit erklärten sich auch die gerade mal zwölf Reihen auf dem Oberdeck.
Die Fahrt verlief entgegen meinen Befürchtungen richtig angenehm. Der Bus wurde nur zwei Mal und das zu Beginn der Reise bei Kontrollposten gestoppt und nur ein paar vereinzelte Personen mussten ihre Identitätskarten zeigen oder aussteigen. Ich wurde kein einziges Mal um Identifikation gebeten und um 6:30 Uhr erreihten wir Ciudad Bolivar. Die Gepäckträger und Taxifahrer scheinen mir hier auch nicht so aggressiv, sie drehen sofort ab wenn man “no” sagt. Obwohl ich alleine im Busbahnhof darauf wartete, abgeholt zu werden, fühlte ich mich nicht unsicher oder anders bedroht. Auf jeden Fall sind die Leute einiges höflicher als in Guyana -gut, das ist schwierig zu schlagen- und (zumindest einer) vertrauensselig. Ich hatte zwar die Nummer der Pousada, jedoch kein Telefon, resp. wollte meines nicht hervorkramen, also fragte ich einen Herrn, der einen Telefonierservice anbot (kleines Tischchen mit Mobiltelefonen für einen Anruf, Kosten nach Dauer, Super Businessmodell hier) und machte den Anruf. Die anschliessende Abrechnung kam auf 3 Bolivar, ich hatte jedoch nur einen Fünfer und er kein Wechselgeld. So sagte er mir ich solle später bezahlen. Also ging ich und trank irgendwo einen Kaffee und wechselte klein, ging nach zehn Minuten zurück und bezahlte. Er nickte nur und alles war in Ordnung. Ich hätte ja einfach davon laufen können.
Anschliessend ging ich zum vereinbarten Treffpunkt und wurde kurz darauf auch schon abgeholt. Den Sonntag verbrachte ich mit frühstücken, am Pool hängen, eine anderes Buch aus dem Buchwechselschrank zu beginnen und den morgigen, dreitägigen Ausflug zum Salto Angel abzuwarten.

Freitag, 25. November 2011

Goodbye Georgetown und eine Fahrt mit Hindernissen

Am Sonntag, dem letzten Tag, den ich Georgetown verbrachte, traf ich nochmals Anouk, Rohan und Bobby. Nach etwas Karten spielen (ich brachte Anouk und Rohan “Tschau Sepp” bei), machten wir am späten Nachmittag einen langen Spaziergang bis zum botanischen Garten, durch denselben hindurch und landeten schliesslich bei Anouks Haus. Eine andere Mitbewohnerin hatte ebenfalls Gäste und wir tauschten uns etwas aus. Nach der Rückkehr zum Guesthouse organisierte ich mir noch ein paar günstige Nudeln beim chinesischen Take-away zwei Blocks weiter. Ich verabschiedete mich dann von Bobby und Rohan sowie von ein paar anderen Gästen und machte mich spätabends ans Packen.
Tags darauf kam die innere Uhr dem Wecker wieder mal zuvor und so hatte ich genügend Zeit noch den Rest der Nudeln vom Vorabend zu verdrücken. Man weiss ja nie wann es wieder was gibt. Fast pünktlich um 6 Uhr wurde ich von Navin und seinem Toyota Pickup abgeholt, ein anderer Fahrgast sass schon drin. Die Welt sit klein, es war James, mit dem ich vor ein paar Tagen in der Arrowpoint Lodge ins Gespräch kam und auch am Samstag morgen früh im Roraima Inn gesehen habe. Ich setzte mich in die zweite Reihe, die Rucksäcke neben mir. Glücklicherweisen kamen keine weiteren Fahrgäste hinzu. Die Fahrt ging gegen Süden und bis Linden war diese auch keine spezielle Sache. Südlcih von Linden endete dann der Belag und eine noch relative breite Sand/Dreckpiste folgte. In einem Restaurant an der Strasse machten wir einen ersten Halt  und fotografierte unser Vehikel.


Die Geräusche vom Getriebe hörten sich schon etwas nach Karies an, was z .Z. noch kein Poblem war, jedoch noch eines werden sollte. Abgesehen vom defekten Tacho -wen interessiert das hier schon- und dem Blinker sowie der verschobenen Motorhaube und den Löchern in der Karosserie war alles in bester Ordnung. Kurz darauf gab dann der sekundäre Kupplungszylinder nach. Detail! Es schaltet sich auch ohne. Das Anfahren jeweils wurde im zweiten Gang beim Anlassen erledigt. Passt auch, etwas ruckelig, aber passt. Bei dem sehr einheimisch geprägten Mittagessen irgendwo im nirgendwo  (etwa ein Kilometer vor der Überquerung des Essequiboflusses) öffneten wir dann die erst von drei Buddeln Rum.
Dann verpassten wir die 13h Fähre, weil noch ein Batteriepol nicht so Kontakt machen wollte. Halb so wild- fährt ja zu jeder vollen Stunde. Navin nutze die Zeit  um den Kupplungszylinder auszubauen und einen Reparaturversuch zu unternehmen. Nach dem Einbau hopsten wir in gewohnter 2-Gang-Anlass-Manier mit kombinierter “Hau die Gänge nicht so rein”-Technik auf die 15h Fähre.


Auf der anderen Seite beginnt der Iwokrawa-Nationalpark, der rund 42km^2 gross ist. Die Strasse wurde nicht wirklich besser, dafür enger, rutschiger jedoch bei weitem nicht so durchlöchert wie ich mir das vorgestellt habe.



Kurz vor Einbruch der Nacht erreichten wir die Ortschaft Surama und die Lodge. Ein herrliches Plätzchen und ein sehr feines Nachtessen, bei dem dann wiederum Rum kredenzt wurde. “Karpe ‘ze diem”  oder wie das Sprichwort heisst, gab es am nächsten Tag bereits um 6:30 Uhr Frühstück. War kein Problem, der innere Wecker ist ja gerichtet. Für auf das dick geschnittene, getoastete Toastbrot stand Honig, Erdnussbutter aus der Gegend oder Käse bereit, zusätzlich ein herrlich süsser Fruchtsalat aus u. a. korrekt reifen Mangos. Nach einem Spaziergang von rund einer Stunde machten wir eine Bootsfahrt auf dem Buro Buro Fluss und sahen Schwalben, Geier und Eisvögel (?!?). Auf dem Rückmarsch erspähten wir sogar einen “Tyra”. Das Tier gleicht einem Marder oder Iltis, ist jedoch geschätzt fast so gross wie ein Schäferhund.
Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter nach Süden und durch die letzten Kilometer Regenwald. Dieser hört fast wie Tunnelöffnung auf und vor uns lag die Rupununi-Ebene, ein flach Grasssteppe mit vereinzelten Bäumen.




Hier konnte mit etwas höherem Tempo im vierten Gang zugefahren werden, ein gelegentliches Verlangsamen war lediglich bei den schmalen Holzbrücken nötig. Wir kamen in Lethem an, wechselten auf ein anderes Fahrzeug, welches und an den Fuss der Kanukuberge zum Camp fuhr. Dort richteten wir uns für die Nacht ein.


Am nächsten Tag erhielten wir ein ausgiebiges Frühstück und machten uns auf, auf den Aussichtspunkt, d.h. eine der höchsten Erhebungen der Kanukuberge zu erklimmen. Unser nächster, lokaler Guide (ich möchte anmerken, dass man als Tourist hier in Guyana wie ein nasser Keks weitergereicht wird, oder politisch korrekter ausgedrückt: die Aufgaben werden stufengerecht an das entsprechende Personal weitervermittelt, resp. an andere Einzelunternehmen subkontraktiert) führte uns zunächst durch etwas Steppe, dann folgte ein leichter Anstieg im Dschungel. Der Guide ging vor und das ist aus mehreren Annahmen richtig und wichtig: 1. Er ist im Besitz der scharfen Machete, 2. er weiss sie zu führen, Abstand ist dennoch geboten, 3. er kennt den Weg und 4. sollte eine Schlange auf dem Weg liegen, wird er sie eher erspähen als der Gringo. Die erste und zweite Annahme sollten sich während der gesamten Wanderung als korrekt erweisen, bei Nummer drei konnte ich ihm mehrfach helfen, war er doch seit einem halben Jahr nicht mehr hier. Die Vier bewahrheitete sich ebenfalls: mitten auf dem Weg lag ein Buschmeister, der gut eineinhalb Meter lang war. Zur Erinnerung: Der Biss ist ohne Gegengift innerhalb einer Stunde tödlich. So kamen dann Annahmen 1 und 2 zur Ausführung und -Tschock- schon war der Buschmeister ein Ex-Buschmeister. Leider müssen die Guides die Tiere töten.
Nach rund drei Stunden üblen Anstieges und permanent von einer Armada von guyanischen Kopien der “Rossbrämen” begleiteten Schwitztirade erreichten wir um den Mittag den Aussichtspunkt. James war es schon kurz nach Start der Bremsenattacke verleidet und er kehrte mit dem anderen Einheimischen zum Camp zurück.
Oben genossen wir die Aussicht, glücklicherweise liessen uns die Bremsen auf dem Fels in Ruhe.




Nach einer guten Stunde Abkühlen und einer kleinen Mahlzeit machten wir uns an den Abstieg, der doch auch über zwei Stunden dauerte, da der nasse Untergrund aus Blättern, Wurzeln, Zweigen und Steinen bestand.
Unten angekommen liefen wir zum nahe gelegenen Wasserfall und nahmen ein erfrischendes Bad sowie eine Dusche -mit Shampoo. Endlich wieder einigermassen sauber. Beim Nachtessen leerten wir dann die letzte der drei Flaschen Rum, die wir dabei hatten. Es ist anzumerken, dass der oben erwähnte Einheimische die Rolle des Nachtwächter einnahm und einen guten Durst hatte. und ich mich nach dieser anstrengenden Wanderung mit dem Alkohol zurückhielt.
Am letzten Tag dieser Reiseveranstaltung gesellte sich auch Navin wieder zu uns. Oben vergass ich zu erwähnen, dass, als wir tags zuvor in Lethem ankamen, zwar das Auto gewechselt hatten, ebenso einen anderen Fahrer erhielten, der sich, anstelle anzugurten, einen Motorradhelm trug. Naja.
So fuhren wir am Morgen mit dem Ersatzfahrzeug nach Lethem zurück. Navin fuhr uns sogar zuerst zum guyanischen, dann über ein seltenes Rechts/Linksverkehr- Wechselobjekt (eine Brücke und Unterführung) zum brasilianischen Zoll und schliesslich zum Busterminal. Nach dem Verabschieden kauften wir uns Tickets nach Boa Vista und ich wechselte meine letzten guyanischen Kröten in Reais um.
Nach rund 90 Minuten erreichten wir Boa Vista und nahmen ein Taxi ins Zentrum. James logierte etwas gediegener im besten Hotel am Platz für 180 Reias die Nacht, ich ging um die Ecke ins Hotel Ideal für 50 Reais die Nacht (ohne Kühlschrank, dafür mit Aircon und Frühstück). Nach rund zwei Stunden umherirren in Boa Vista fand ich auch eine Bank, die mir Geld am Automaten gab, sodass ich das Hotel auch bezahlen konnte.
Am Abend traf ich James für ein “abschliessendes Gespräch” und ein paar Drinks im Innenhof des Aipana Plaza Hotels. Er wird noch einen Ruhetag einlegen und dann mit dem Bus nach Manaus und anschliessend mit dem Boot nach Iquitos fahren, bevor er wieder zurück nach London muss. Mich würde der folgende Tag noch mit Vorbereitungen für Venezuela beschäftigen.

Sonntag, 20. November 2011

Ausflug zum Kaieteur Wasserfall gestern und Santa Mission, Arrowhead Lodge

Kaieteur
Gestern war ich beim “grössten Wasserfall der Welt”. Wie immer ist zu beachten zu welchem Bezugsystem die Aussage steht.  Kaieteur fällt rund 240m ohne Unterbruch, so gesehen ist er der “highest single-drop waterfall on ‘ze world”.
Vor ein paar Tagen habe ich den Ausflug gebucht, er kostete 185US$, normalerweise wären es 220US$ mit Verpflegung und Snacks. Alisha von Wonderlandtours konnte mir ersteres organisieren, und da der Ausflug um 13h starten und mit der Rückkehr um 17 enden würde, konnte ich gut auf das Essen verzichten, resp. ich nähme ein paar Guetzli und Wasser selbst mit. Das war die Information von vor zwie Tagen. Kurzum: nach mehrmaligem Herumschieben fand der Ausflug dann Morgens statt. So stand ich gestern morgen um halb sechs auf und machte mich bereit. Ich rief ein Taxi, welches auch kurz darauf eintraf und mich schnell zum Roraima Inn (und Airways) brachte. Nachdem noch in paar weitere Fluggäste eintrafen, fuhr der Kleinbus auch schon los. Doch bevor es zum Flughafen ging, wurde noch der Pilot abgeholt. Wir warteten relativ lange vor seinem Haus und als er dann doch einstieg, sagte er nur zum Fahrer:” I wasn’t told you were waiting outside”. Ich hatte nur Fragen... Wie wäre es mit etwas XMV und aus dem Fenster kucken??? Schliesslich wusste er ja wann er abgeholt würde. Naja, item.
So fuhren wir dann Richtung Flughafen und lasen unterwegs noch eine Gruppe Dutchies auf. Am internationalen Flughafen angekommen, erhielten wir VIP-Behandlung und konnte einfach durch alle Kontrollen durchlaufen, da wir ja einen nationalen Flug vor uns hatten. Wir liefen auf das Parkfeld und weiter zum 10-Sitzer.


Nach einem angenehmen Flug über den dichten, immergrünen Broccoliteppich erreichten wir das Hochplateau, von dem der Wasserfall in die Tiefe fällt. Wir liefen zu verschiedenen Aussichtspunkten und ich machte viele Fotos.






Unterwegs sahen wir sogar eine kleine Schlange und wenn der aus der Gegend stammende, indianische Guide das Tier mit einem zwei Meter langen Stock zu verscheuchen versucht, dann ist sie wohl eher gefährlich.
Nach rund zwei Stunden Beobachten, Staunen und Knipsen ging es auch schon zurück mit dem blauen Flieger.

Santa Mission, Arrowhead Lodge und SLOTH!!
Um es vorwegzunehmen: Das Highlight diese Tages war das Faultier, das ICH entdeckt habe:




Das Tier war gerade ein Bad am nehmen, als wir mit dem Boot vorbeifuhren und ich etwas Pelziges aus dem Wasser ragen sah. Erst als ich dann darauf zeigte, fuhr der Bootsführer zurück und wir konnten es von Nahem beobachten. Und da sich das Tier gestört fühlte, kletterte es an der Liane nach oben, d.h. das Tier hat sich sogar bewegt!!
Von da an konnte sein was will, der Ausflug war es alleine für diesen glücklichen Zufall wert. Der Tag begann ,damit dass ich von Alishas Ehemann beim Guesthouse Rima abgeholt wurde. Es sassen bereit zwei andere Personen (USA-ner) drin, eine weitere (“Jo mahn, from Trinidad“- welche ein Akzent, man glaubt es nicht) wurde nach mir abgeholt und wir furen rund eine Stunde dem Demerarafluss entlang, bis wir in ein kleines Boot stiegen. Nach der Überquerung fuhren wir einen kleineren Fluss mit vielen Biegungen und schlickigen Ufern hoch. Unterwegs war dann das heraus stechende Ereignis mit dem besagten Faultier.
Den ersten geplanten Stopp machten wir im Ort Santa Mission, in dem ein paar Einheimische leben. Das weitverstreute Dorf quoll über mit Leere, wir sahen gerade mal 5 Personen, drei davon waren die Verkäuferinnen von handgemachten Flechtwaren im Souvenirshop. Wegen Santa Mission hätte der Ausflug nicht sein müssen.



Wir bestiegen wieder das Boot und erreichten nach einer weiteren kurzen Fahrt die Arrowhead Lodge, welche zum Roraima Inn gehörte.  In dieser angenehmen Abgeschiedenheit könnte man gut ein paar Tage verbringen. Vielleicht nächstes Mal. Wir genossen ein schmackhaftes Mittagessen und begaben uns anschliessend auf ein kleine Wanderung, bei der uns ein anderer Guide ein paar Dinge über die Gegend und die Pflanzen erzählte. Wir stiessen an einen Bach, an dem ein naherer Angestellter der Lodge mit Kanus vorgefahren war. Da der Trinidader noch nie in einem Kanu sass, fuhr der Guide mit ihm zurück, die beiden Amis setzten sich in ein zweites Kanu und ich hatte ein Zweierkanu für mich alleine.


Mit einer leichten Strömung ging es langsam bachabwärts und gelangten zurück zur Lodge. Wir erhielten noch einen Nachmittagssnack, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Unterwegs konnte ich weitere Papageien und diverse Flussvögel ausmachen, welche jedoch fürs Fotografieren schlicht zu schnell waren. Nachdem Umsteigen ins Auto ging es mit dem Abendverkehr zurück nach Georgetown; während der ganzen Fahrt sorgte Alishas Eheman für Kurzweile mit seinen Kommentaren und Meinungen über die Leute, Guyana und die Politik.

Mittwoch, 16. November 2011

Guyana zum Dritten

Seit kurzem bin ich nun in Guyana, seit vorgestern Mittag in Georgetown. Hier ist die Hupe das wichtigste Instrument im Auto, gleich danach kommt das Gaspedal. Bremsen ist für Angsthasen und das Angebot “Do you want a ride to Georgetown” von der Grenze glich eher einem Ritt als einer Fahrt. Doch der Reihe nach.

Nach der Rückkehr von der Tour verbrachte ich zwei Tage in Paramaribo, während denen ich vorwiegend gelesen, mich entspannt und mich in die Reise nach Guyana vertieft habe. Ursprünglich wollte ich mit dem Rundum-glücklich Paket direkt von Paramaribo nach Georgetown reisen (Start ca. 4h damit die offiziell Fähre erwischt wird), entschied mich dann jedoch dazu, dies aufzuteilen. So organisierte ich einen Platz in einem Minibus, der mich am Sonntag um zehn Uhr abholte. Pünktlich um halb elf war er dann auch schon da und los gings es, nachdem ich mich noch von den anderen Gästen im Twenty4 verabschiedete. Der Kleinbus war gerappelt voll, was den Fahre jedoch nicht davon abhielt, eher tief zu fleigen anstelle zu fahren. Unterwegs gab es dann noch eine Essenpause, bei der wir uns in einem kleinen Laden was kaufen konnten. Wir kamen dann im Laufe des Nachmittag in Nieuw Nickerie (die Betonung liegt auf dem E nach dem K) und ich wurde bis vor das Hotel Concord gefahren. Das Restaurant war wohl geschlossen und als ich dann durch den Seiteneingang das Hotel fand, zehn Minuten auch jemand der dort zu arbeiten schien, erhielt ich ein Zimmer. Die Reservation zwei Tage zuvor wäre nicht nötig gewesen, von den 30 Zimmern sollten gerade mal zwei besetzt werden. Better save than sorry... In Nieuw Nickerie ist am Sonntag der Teufel los: überall tote Hose. Wenigstens war die Bar des anderen Hotel am Hauptplatz geöffnet, sodass ich doch einen Kaffee trinken konnte und die Nachmittagshitze genoss. Nach einem unspektakulären Nachtessen in einem chinesischen Restaurant traf ich die beiden holländischen Frauen von der Busfahrt wieder. Beide arbeiten im lokalen Krankenhaus (hier Ziekenhuis genannt: man spreche das Z wie ein S und das K wie ein CH, dann ergibt sich ein etwas anderer Sinn...), die eine als Sprachtherapeutin und die andere als Psychotherapeutin.

Am nächsten Tag stand ich früh auf, damit ich auf keinen Fall die Fähre um 12 Uhr verpassen wollte. Tags zuvor habe ich noch abgeklärt, in welchem Zustand die Strasse zum ca. 30km entfernten Anlegesteg ist (Strasse ist nicht überschwemmt), wie lange die Fahrt wohl dauert (gemäss LP 1.5h, gemäss Taxifahrer 20min.) und wann der Bus fährt (8 Uhr). Zusätzlich fahre auch ein Fähre um 9 Uhr. Nach diesen widersprüchlichen Informationen gelangte ich eben zur Erkenntnis, dass der Tag früh begonnen werden sollte. So lief ich die 500 Meter zum Markt, bei dem der Bus losfahren sollte. Ich wollte ja eigentlich auf den Bus warten, ein Taxi stand jedoch schon bereit und da ich der letzte Passagier war, der das Taxi füllte, fuhr ich halt damit los. Die Strasse war in einem guten Zustand, die Fahrt also kurz. Sie war sogar so kurz, dass wir noch vor der offiziellen Öffnungszeit der Anlegestelle mit Zoll und Immigration ankamen.
Als die Tore dann geöffnet wurden, musste ich noch ein Ticket kaufen. Anschliessend ging es durch den (Waren-)Zoll und die Immigration, in der ich den Ausreisestempel erhielt. Die Neun-Uhr Fähre legte dann um 10 Uhr ab und benötigte für die Überfahrt eine halbe Stunde. Da Guyana eine Stunde hinter Surinam liegt, fährt die Fähre in beide Richtungen um 10 Uhr ab. Ich hatte mich zuvor noch gewundert, warum die nur eine Abfahrtszeit auf dem Zettel aufführten...
In Guyana gingen die Zollformaliltäten ebenfalls flott von der Hand; zumindest für mich, eher nicht so flott für den Deutschen, der ein paar Pflanzen mitnehmen wollte. Kaum draussen wurde ich von Geldwechslern und Minibusfahrern umzingelt: Same procedure as... Da heisst es kühlen Kopf bewahren und dem einen oder andere auch sagen, dass man jetzt zuerst mit einem anderen redet. So konnte ich die Surinamdollar in Guyanadoller wechseln und für 2500G$ (ca. 10 CHF) die Fahrt nach Georgetown kaufen. Die Strasse war in eine erheblich besseren Zustand als die jenige von Albina nach Paramaribo. Nach wie vor mit Linksverkehr ging es dann in äusserst zügigem Tempo voran. Innerorts, ausserorts, egal, er drückte drauf.




Ich wurde sogar bis vor das Rima-Guesthouse gefahren, sodass ich nicht mit Sack und Pack in der Nachmittagshitze unterwegs sein musste. Die Wahl war gut, das Rima ist sehr gemütlich und die Leute hier freundlich, auch wenn es keine Klimaanlage im Zimmer hat.
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich mich in Guyana sicherer fühle, als ich zu Beginn angenommen hatte, sei ist doch das zweitärmste Land hinter Haiti in der westliche Welt. Die Leute gehen ihren Tätigkeiten nach, natürlich werde ich angebettelt, mehr als in den anderen Guyanas; jedoch unsicher fühle ich mich nicht. Ich trage dennoch einzig nur eine Passkopie und Geld im Gegenwert von ca. 20 Franken in meiner Hosentasche. Dies machte ich auch vorher so.

Gestern habe ich mir ein paar Sehenswürdigkeiten angesehen: die gotische Kirche aus Holz, den riesigen Markt und den Kleinbusbahnhof davor. Es ist durchaus chaotischer als anderorts, dennoch beinhaltet das Ganze ein funktionierendes System.




Samstag, 12. November 2011

Volksberg und Raleighfälle

Am Montagmorgen früh wartete ich darauf, für die Tour abgeholt zu werden, Mit der normalen surinamischen Addition von einer halben Stunde fuhr dann der Bus auch schon vor. Es sassen neben dem Fahrer, dem Koch, welcher auch der Bootsführer werden sollte, unser Guide und schon zwei andere (holländische) Touris drin. Nach ein paar Stopps in Paramaribo und Umgebung erhöhte sich die Anzahl der Gäste auf zwölf. Meiner Meinung nach ein zu grosse Gruppe, dies sollte sich dann auch noch mehrfach bestätigen.
Wir fuhren gen Westen und schon bald bogen wir auf die südliche Route ab, welche zu einem unasphaltierten Waschbrett wurde. Nach zwei Stunden (wovon ich aufgrund der kurzen Nacht von dreieinhalb Stunden fast alles schlief) auf dieser “Massage-Road” erreichten wir die Anlegestelle und trugen unsere Sachen und die Ess-, resp. Trinkwaren zum Boot, da die Lodge zwar von STINASU zur Verfügung gestellt wird, die Reisegruppen jedoch alles selbst mitzubringen haben. Dies wurde alles schon vom Koch und dem Guide John organisiert. Kurz vor Abfahrt assen wir dann noch die typisch surinamische Mahlzeit “Roti” zu uns. Nach rund zweieinhalb Stunden auf dem Fluss erreichten wir kurz vor Einbruch der Nacht die äusserst grosszügig angelegten Gebäude, in welchen wir die nächsten Tage nächtigen werden. Ich spannte meine Hängematte auf, befestigte das Moskitonetz und hängte die Kleider, die ich trug zum Trocknen auf. Ebenso leerte ich mein Portemonnaie und machte mit den Karten, dem Tauchausweis und den Banknoten eine Auslegeordnung, da wir auf dem Fluss in ein Gewitter geriete und ich komplett durchnässt wurde. Zumindest war der grosse Rucksack unter einer grossen Plane geschützt. Alles halb so wild, trocknet ja wieder.
Nach einem schmackhafte Nachtessen, welches aus einer surinamischen Suppe bestand, war auch schon Nachtruhe angesagt, hiesse es doch am Folgetag relativ früh aus den Federn zu kommen. Für mich ehe kein Problem, für die hier in den Ferien weilenden Dutchies eher. Nach einem Frühstück mit Gurken, Tomaten, Salami und Käse, Muffins, geschnittenen Würstchen mit süss-scharf Sauce, Orangen,  verschiedenen Brotaufstrichen und ungetoastetes Toastbrot, das in seiner “Luftigkeit” demjenigen in Australien in absolut das Wasser reichen kann -es gibt ein Marke hier, die heisst Bimbobrot (!!)- sowie Kaffee, Tee und Saft. Aus diese Zutaten bauten wir auch unsere Sandwiches für das Mittagessen und jeder packte 2,5 Liter Wasser ein.
Nach einem reichlichen Frühstück fuhren wir ein paar Minuten weiter flussaufwärts und begannen die rund 8 Kilometer lange Wanderung zum Volksberg. Ich laufe, also bin ich. In diesem Gelände erreicht man etwa eine Geschwindigkeit von 3 km/h, sodass wir nach rund 2.5 Stunden auf einem Plateau ankamen, von dem der 40m hohe Volksberg thronte. Auf dem Plateau verdrückte ich die drei Sandwiches, die ich mir vorbereitete während in einen nahe stehenden Baum ein paar Brüllaffen zu beobachten waren. Nach dem “Mittagessen” war nochmals eine 20 Minuten dauernde Wanderung durch den Dschungel angesagt, bevor wir den Fuss dieses Granitdomes erreichten, welcher ähnlich wie die die Olgas in Downunder aus der Gegend heraussticht.


Auf den ersten Metern war die Vegetation nochrecht üppig ,liess dann jedoch den blanken Fels genügen Platz. Etwa gleich steil wie Uluru, jedoch ohne Kette ging es in kleinen Schritten hoch. Für den Aufstieg benötigt man gemäss John ca. 25 Minuten. Ich war irgendwo in der Mitte der Gruppe gestartet, behielt jedoch ein langsames, jedoch konstantes Tempo inne und passierte einen nach den anderen, sodass ich schon in der Mitte an vorderster Stelle war und dann auch in dieser Position den Gipfel erreichte.



Es reichte locker für ein paar Fotos ohne andere Touristen und mein Atem hatte sich schon beruhigt, als die nächsten oben ankamen. Das Wandern, resp. das sich Bewegen in den vergangenen Wochen zahlt sich langsam aus. Aufgrund der Hitze verbrachten wir nur eine kurze Zeit dort oben. Für den Rückweg benötigten wir etwas weniger lang, da die Stopps für Pausen kürzer ausfielen. Kurz vor Schluss erreichten wir einen kleinen Nebenfluss, in dem wir uns etwas abkühlten. Als wir zum grossen Fluss kamen, wartete das Boot schon und fuhr uns zurück zur Lodge. Das Abendessen war wiederum sehr schmackhaft, es gab Reis, Gemüse und Poulet mit einer sehr feinen Sauce.
Der zweite Tag begann etwas später, da wir nicht ein so grosse Programm zu bewältigen hatten. Nach einem identischen Frühstück wie tags zuvor fuhren wir wiederum ein paar Minuten flussaufwärts und konnten gerade beobachten wie ein Einpropellerflugzeug zur Landung ansetzte. Ein paar Meter hinter der Lodge befindet sich ein Flugfeld. Wir warteten den Start ab und machten uns wieder auf den Weg und legten diesmal jedoch auf der anderen Seite an. Von dort liefen wir zu einen Gebäude hoch, das fünf Gästezimmer hätte, wäre da nicht ein störender Baum, der just auf das Haus gefallen ist. Da warens’s nur noch vier. Dies geschah vor ein paar Jahren, mit Instandsetzen haben’s die Surinamer nicht so pressant (sieht man überall). Nach einer lockeren Wanderung von einer Stunde, während dieser uns John das eine oder andere über die Pflanzen, vor allem jedoch Bäume erzählte, erreichten wir die Raleighfälle.



Aufgrund des Tiefstandes des Flusses sind die Fälle nicht sehr beeindruckend, macht das Baden jedoch angenehmer. In einem kleinen Weiher sahen wir mehrere elektrische Aale, die es sich dort wohnhaft gemacht haben. Nach einem späten Zurückkehren zur Lodge assen wir gegen halb drei zu Mittag. Nach einer kurzen Mittagsruhe gingen wir wiederum etwas flussaufwärts Piranha fischen. Angelockt durch das Pouletfleisch am Haken, fanden drei Piranhas später ihr Ende in der Pfanne des Kochs. Nach dem Nachtessen gaben John und fünf weitere Einheimische alias die “Raleigh-boys” ein paar musikalische Stücke zum besten: eine Mischung aus afrikanischer Buschmusik mit vielen Trommeln, brasilianischen Sambarhythmen und Maroon-Gesang. Es war sehr unterhaltsam und sehr laut.





Der letzte Tag bestand im Wesentlichen aus der Rückfahrt auf dem Fluss, der Massage-Road und der normalen Strasse. Als willkommener Unterbruch auf der Flussfahrt statteten wir einem seit dem Krieg ca. 1992 verlassenen Dorf der Maroons, in dem John aufwuchs, einen Besuch ab. Gegen 20 Uhr waren wir wieder zurück in Paramaribo und nach einen Feierabendgetränk in Form eines Borgoe ‘82 gings auch ins Bettchen.

Sonntag, 6. November 2011

Ausflug in den Nationalpark Brownsberg

Am Freitagmorgen machte ich mich früh auf den Weg. Ich suchte den Ort auf, von dem die Minibusse nach Brownsberg fuhren. Nachdem mir einer der Fahrer erklärte, dass er nicht in den Park selbst hineinfährt, sonder nur bis ins Dorf und ich ihm klarmachen konnte, dass das ja genau das sei was ich wolle, hat er es dann auch verstanden. Nach eineinhalb Stunden auf andere Passagiere wartend, fuhren wir dann auch schon los. Grossomodo im Tiefflug ging es ins Landesinnere.


Ich wurde am Fargoplatz abgesetzt, wie ich dass verlangte und wartete auf den Pickup, der mithin den Park, resp. zur Unterkunft hinaufbringen würde. Diese liegt auf einem Hochplateau ca. 450 m.ü.M. Diese Strecke wäre was für die Marokkobuben, wie gerne wäre ich hier mit dem Büssel hochgefahren. An Bord befand sich auch der Franzose Benoit, welcher zufällig auch dabei war, das Buch Papillon zu lesen. Oben angekommen, machten wir es uns in der Hütte gemütlich, spannten unsere Hängematten auf und quasselten etwas (wie immer zu Beginn das Übliche: woher kommst Du, wohin reist  Du, wie lange etc.) Am Nachmittag machte ich einen Spaziergang zu einem der Aussichtspunkte.




Als ich zurückkam, konnte ich ein paar Brüllaffen beobachten und kurz darauf graste eine andere Gruppe von Affen die Früchte von einem Baum ab. Am späten Nachmittag trafen zwei weitere Personen ein und richteten sich ein. Ich kam mit Helena (sie ist Holländerin, arbeitet als Lehrerin in Parbo) und Ron (ein alter Freund von Helena, zu Besuch aus Holland für zwei Wochen) ebenfalls ins Gespräch. Später assen wir zusammen im Restaurant zu Abend und genehmigten uns eine frühe Nachtruhe. Tags darauf machte ich mit den beiden eine der vielen Wanderungen zum Wittie Kreek. Da, wie gesagt, der “Wohnkomplex” auf dem Plateau lag, ging es in alle Richtungen hinunter, d.h. der Weg hin ist recht gemütlich und dann der Rückweg etwas strenger. Der Wittie Kreek, liegt doch 250m tiefer unten und über den über Steine und Wurzeln führenden Pfad benötigten wir doch knapp zwei Stunden für ca. vier Kilometer. Unterwegs hörten wir die Brüllaffen, diese waren leider zu weit entfernt, alsdass wir sie hätten sehen können. Jedoch liefen wir an einer kleinen Schlange vorbei, die es sich auf einem am Boden liegenden Baum gemütlich gemacht hatte.
Irgendwann am Nachmittag waren wir schweissgebadet zurück und wir machten es uns um unsere Hütte herum gemütlich. Die Dusche war eine wahre Wohltat, der weitere Liter getrunkenes Wasser ebenso. Kurz vor dem Eindunkeln lief ich zu einem weitere Aussichtspunkt, an dem sich auch ein Häuschen befand (für diejenigen, die lieber in einem Bett übernachten, steht dies auch zur Verfügung). Als ich dort so stand und schaute, rief mir jemand auf holländisch zu. Ich drehte mich um und teilte dem älteren Herrn mit, dass ich leider kein holländisch spreche (Eek sprecke cheen nedderlands (habe ich vor ein paar Tagen von dem holländisch/australischen Paar gelernt, das in Kanada wohnt und hier in Südamerika herumreist)). Also fragte er auf englisch, ob ich den einen Hähnchenschlegel wolle. Ich: ??? Da es doch noch über eine Stunde bis zum Nachtessen dauerte, nahm ich den dankend an. Den Rest, wie er dazu kam, lasse ich an dieser Stelle weg erwähne noch, dass seine daneben sitzende Tochter Vegetarierin ist. So kam ich zum Schlegel. Die beiden machen einen Kurzurlaub zu ihren Abschluss an der Uni, sie reist in ein paar Wochen wieder nach Südamerika um mit ihrem Freund Bolivien und Peru zu besuchen. Ich konnte ihr ein paar Tipps für Peru geben und schnell war die Zeit bis zum Nachtessen um. Zusammen liefen wir zum Restaurant, trafen dort auf Helena und Ron sowie Benoit, zu denen wir uns dann setzten. Die Kommunikation ging grösstenteils in holländisch vonstatten (ich hatte ihnen gesagt, sie können schon in ihrer Landessprache reden und dass ich in etwa den Sinn verstehe; nicht dass hier den Holländern Ignoranz vorgeworfen würde) und der Abend gestaltete sich ganz amüsant.
Am Sonntagmorgen wurden wir wieder ins Dorf hinuntergefahren, konnten jedoch bei Helena einsteigen und nach Parbo zurück mitreiten; hatte sie doch ein Auto für sich und Ron für dieses Wochenende gemietet. Ich wurde sogar vor das Guesthouse gefahren. Den Nachmittag verbrachte ich gemütlich im Zus&Zo’s.

Donnerstag, 3. November 2011

Stromausfall in Paramaribo

Seit einer Stunde ist’s dunkel, richtig dunkel. Kurz nach Einbruch der Nacht zog ein grösseres Gewitter auf, das vermutlich die Energiestation (dazu weiter unten mehr) oder die Verteildose getroffen hat. Im Kerzenlicht ist es ja auch ganz gemütlich und so schnell wie die Kerzen bereitstanden, geschieht dies wohl hie und da. Ich war vorhin in einen Restaurant, das eine surinamische Art von Flammkuchen auf leicht süsslicher Crèpeteigbasis mit vielen Variationen der Belegung servierte. Ich hatte gerade einen Viertel des äusserst schmackhaften Omelettes verdrückt, als der Ausfall erfolgte. Es ass sich auch im Dunkeln sehr gut. Das Bezahlen an der elektrischen Kasse war dann für die Servierdame etwas anspruchsvoller. Ähnlich wie in Marokko steht das Kopfrechnen wohl nicht an oberster Stelle im Unterrichtsplan. Die Dame konnte wohl (mithilfe eines Zettels) die 23.50 und 4.50 zusammenzählen, für die Differenz auf die 50 benötigte sie dann doch den batteriebetriebenen Taschenrechner.


Abseits der Reiseroute:

Das ist nur eine der vielen kleinen Gegebenheiten, die das Leben hier so aufzuspielen weiss. Im vergangenen Monat seit meinen Aufbruch stellten sich viele solcher kleinere und grössere Ereignisse ein, die es zuhause in der “Alltagerei” kaum über die Realisierungsschwelle bringen ; so viel ausmachen und dennoch keiner Bedeutung zugemessen werden. Dies soll hier nicht allzu philosophisch werden, damit will ich nur die nebensächlichen Dinge in die Mitte rücken und aufzeigen, dass man ab und zu etwas unternehmen sollte, das den Geist reinigt. Zumindest ist meinerseits das Reisen mein Medikament hierzu.

Zurück im Guesthouse Zin geniesse ich das warme Glas Rotwein beim Kerzenschein, welcher schwach die Tastatur beleuchtet, sofern ich beim Schreiben keinen übergrossen Schattenwurf mit den Händen werfe. Ich habe ja Zeit; mit abgeschalteter Antenne und auf minimaler Displayleuchtstärke eingestellt, kann ich den Netbook doch zweieinhalb Stunden benutzen, und laut über Kopfhörer meiner Musik lauschen. Ich habe meine deftige Musiksammlung mit, höre sie jedoch selten. Jetzt geniesse ich es richtig.

Zurück auf die Route: Gestern und heute habe ich Parbo weiter durchforstet und habe ein paar Einkäufe für den Ausflug nach Brownsberg erledigt. Neben einem Buch -nachdem ich das letzte in St. Laurent “vergessen“ habe- kaufte ich Müsli und Sojamilch (ich habe tatsächlich Sojamilch, und zwar Bio gefunden), sowie Teigwaren, Tomatenmark und Pilze. Ich habe mich dazu entschlossen, Morgens und Mittags mich selbst zu versorgen und nur zu Abend ins Restaurant zu gehen. Schont das Budget, deshalb -und unterem weil ich eine habe- schlafe ich in meiner Hängematte.

Inzwischen ist die Energieversorgung wieder hergestellt und ich blogge hoch.

Mittwoch, 2. November 2011

Au Revoir französisch Guyana und Velkom in Surinam

Gegen Mittag bin ich in Paramaribo, der Hauptstadt Surinams angekommen einen ersten Blick in die Stadt geworfen. Doch zuerst noch der Abschluss in französisch Guyana: Nachdem ich am Montagmorgen früh zurück nach Cayenne fuhr, konnte ich das Mietauto ohne Probleme abgeben und der Angestellte fuhr mich auch noch zum Sammelstand der Taxi collective. Nach kurzem Suchen fand ich dann auch dann dasjenige nach St. Laurent du Maroni. Da ich erst der zweite Passagier war, mussten wir noch knapp zwei Stunden warten, bis sich genug Leute für eine Fahrt fanden. Wenn das der Bedarf an Beförderung ist (Sieben Personen pro zwei Stunden) dann verstehe ich, warum ein regelmässiger ÖV nicht etabliert wird. Die Fahrt war zweiteilig, mit dem ersten Taxi-co ging es bis nach Macouria, dann wurde in einen anderen Kleinbus gewechselt, welcher dann die restliche, sehr schwach befahrenen Strecke bis St. Laurent bewältigte. Am “Busbahnhof” angekommen, bezahlte ich noch den Fahrer, ging zum nächstgelegten Hotel und checkte für eine Nacht ein.
Am Nachmittag lief ich durch das überblickbare Dörfchen und nahm dann an einer geführten Tour durch das “Camp de Transportation” teil. Mussten echt üble Zustände für “nur” das Durchganglager gewesen sein, unter anderem wenn man bedenkt dass hier auch Exekutionen mit der Guillotine durchgeführt wurden und die Gefangenen dabei zuschauen mussten. Wir statteten auch der Zelle mit der Nummer 47 einen kurzen Besuch ab; in dieser Zelle sass Henri Charrière (Papillon) ein. Ist schonen spezielles Gefühl, an den originalen Orten zu sein, an denen eine Geschichte spielt.


Vor Einbruch der Nacht lief ich zum Hafen hinunter, um mich für den folgenden Tag zu vorinformieren. Ich wurde von vielen Verkäufern umlagert, die Überfahrten anboten. War irgendwie wie auf dem Markt von Marrakesch (com’ drive with me, make you good price...) Erinnerte mich auch an Szenen von Schwarzafrika, die mir Afrikareisende wie Eri und Reto, Dave oder mein Vater beschrieben. Auf dem Weg hatte es auch immer wieder einzelne Siedlungen und ich musste mit Grinsen an “Negerdörflis” denken, halte einfach in Südamerika.
Ich ging relativ früh zu Bett, damit ich mich frühzeitig auf den Weg machen konnte. Gesagt, getan; nachdem ich am Morgen geduscht, mich rasiert, angezogen und gepackt habe, lief ich die zwei Kilometer zum internationalen Port und war schon vor acht Uhr aus französisch Guyana ausgestempelt. Zwar benötigte ich keinen Ausreisestempel (erhält der Schweizer an sich ja nicht, wenn er Frankreich verlässt - das interessiert den surinamischen Zöllner eh nicht), er will jedoch einfach einen Ausreisestempel sehen und der freundliche französisch guayanische Zöllner drückte mir eben diesen gleich oberhalb des surinamischen Visas rein. Da das offizielle Boot selten fährt, bestieg ich eine Piroge. Selbstverständlich klebte schon vor den Zollformalitäten ein Verkäufer an meinen Beinen. Die Bezahlerei war ein bisschen kompliziert, ich erinnere an die leicht undurchsichtigen (zumindest uns nicht so klar verständlichen) Geldflüsse in Marokko.
Die Überfahrt half mir die nass geschwitzten Kleider wieder ein bisschen zu trocken, zum Glück habe ich ja vor einer Stunde geduscht... Drüben angekommen, war ich überrascht, da der Käpt’n auch am internationalen und nicht am “normalen” Pier anlegt. So ging ich durch das Zollhäuschen, füllte das Einreiseformular aus und konnte keine fünf Minuten später weiter: Willkommen in Surinam. Es dünkte mich eher wie Afrika, alles voller N**** und as u Puff uf dr Stross, vor allem das Parkieren. Ich fand das alles sehr amüsant. Es dauerte natürlich nicht lange, bis sich ein Fahrer fand, der einen anderen Passagier und mich nach Parbo bringen würde; nicht, bevor er noch eine Runde durch Albina machte, zwei weiter Passagiere einem anderen abschwatzte, dann tankte um wiederum vor dem Zollgebäude zu halten, auszusteigen und in einem Café sein Frühstück zu kaufen, welches er dann nach der Abfahrt zu sich nahm. Er macht übrigens noch so einiges während der gesamten Fahrt: von den Telefonkarten die Nummer für den gekauften Betrag abtippen, sich das Gesicht waschen und selbstverständlich telefonieren. Dies alles bei konstantem Ausweichen von Schlaglöchern. Grundsätzlich fuhr er ausserorts mit maximal 40km/h, innerorts durfte es dann schon bis zu 110km/h (ja, Hundertzehn!) in der Dreissigerzone sein. In einem Vorort von Parbo hielt er vor einem Bettwarengeschäft mit CD-Verkauf, in dem wir Geld wechseln konnten. Ich dachte, ich höre nicht richtig, war aber so. Ich konnte die Euros in surinamische Dollar wechseln. Die anderen Passagiere befanden den Kurs für gut und somit sollte er für mich auch recht sein.
Ein paar Minuten später überquerten wir auf der riesigen gebogenen Brücke den Fluss und nahmen an dem Grosstadtstau teil. Nach vielen Schleichwegen erreichten wir das Zentrum und der Fahrer war sogar so freundlich, mich vor dem Guesthouse Zus&Zo abzusetzen. Leider war das ausgebucht, deren Schwester-Guesthouse ebenfalls. Es zeigt sich einfach, wenn man es in den Lonely Planet schafft, dass hat man ausgesorgt. Das Fräulein schlug mir das Zin vor, welches gleich um die Ecke war. Dort fand ich dann ein Zimmer und buchte mal drei Nächte bis Freitag.
Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit Forschung. Parbo ist ein beliebtes Ziel für Holländer und beheimatet viele Tourorganisierer. Somit schaute ich mir die verschiedenen Angebote an und entschied mich dann für folgenden Schlachtplan: Mittwoch und Donnerstag das Städtchen anschauen, von Freitag bis Sonntag auf eigene Faust in den Brownsberg-Nationalpark, dann zurück für eine Nacht in Parbo und von Montag bis Donnerstag eine Viertagestour zu den Railenvallen und auf den Blocksberg, wieder zurück nach Parbo für zwei Nächte und anschliessend nach Nieuw Nickerie. Da die grossen Schildkröten nicht zu dieser Jahreszeit ihre Eier legen, schenke ich mir den Ausflug nach Galibi und lasse mir den für ein anderes Mal, ebenso unterlasse ich einen aus meiner Sicht peinlichen Tagesausflug zu den Buschn****n, äh, -Indianer.