Am Sonntag, dem letzten Tag, den ich Georgetown verbrachte, traf ich nochmals Anouk, Rohan und Bobby. Nach etwas Karten spielen (ich brachte Anouk und Rohan “Tschau Sepp” bei), machten wir am späten Nachmittag einen langen Spaziergang bis zum botanischen Garten, durch denselben hindurch und landeten schliesslich bei Anouks Haus. Eine andere Mitbewohnerin hatte ebenfalls Gäste und wir tauschten uns etwas aus. Nach der Rückkehr zum Guesthouse organisierte ich mir noch ein paar günstige Nudeln beim chinesischen Take-away zwei Blocks weiter. Ich verabschiedete mich dann von Bobby und Rohan sowie von ein paar anderen Gästen und machte mich spätabends ans Packen.
Tags darauf kam die innere Uhr dem Wecker wieder mal zuvor und so hatte ich genügend Zeit noch den Rest der Nudeln vom Vorabend zu verdrücken. Man weiss ja nie wann es wieder was gibt. Fast pünktlich um 6 Uhr wurde ich von Navin und seinem Toyota Pickup abgeholt, ein anderer Fahrgast sass schon drin. Die Welt sit klein, es war James, mit dem ich vor ein paar Tagen in der Arrowpoint Lodge ins Gespräch kam und auch am Samstag morgen früh im Roraima Inn gesehen habe. Ich setzte mich in die zweite Reihe, die Rucksäcke neben mir. Glücklicherweisen kamen keine weiteren Fahrgäste hinzu. Die Fahrt ging gegen Süden und bis Linden war diese auch keine spezielle Sache. Südlcih von Linden endete dann der Belag und eine noch relative breite Sand/Dreckpiste folgte. In einem Restaurant an der Strasse machten wir einen ersten Halt und fotografierte unser Vehikel.
Die Geräusche vom Getriebe hörten sich schon etwas nach Karies an, was z .Z. noch kein Poblem war, jedoch noch eines werden sollte. Abgesehen vom defekten Tacho -wen interessiert das hier schon- und dem Blinker sowie der verschobenen Motorhaube und den Löchern in der Karosserie war alles in bester Ordnung. Kurz darauf gab dann der sekundäre Kupplungszylinder nach. Detail! Es schaltet sich auch ohne. Das Anfahren jeweils wurde im zweiten Gang beim Anlassen erledigt. Passt auch, etwas ruckelig, aber passt. Bei dem sehr einheimisch geprägten Mittagessen irgendwo im nirgendwo (etwa ein Kilometer vor der Überquerung des Essequiboflusses) öffneten wir dann die erst von drei Buddeln Rum.
Dann verpassten wir die 13h Fähre, weil noch ein Batteriepol nicht so Kontakt machen wollte. Halb so wild- fährt ja zu jeder vollen Stunde. Navin nutze die Zeit um den Kupplungszylinder auszubauen und einen Reparaturversuch zu unternehmen. Nach dem Einbau hopsten wir in gewohnter 2-Gang-Anlass-Manier mit kombinierter “Hau die Gänge nicht so rein”-Technik auf die 15h Fähre.
Auf der anderen Seite beginnt der Iwokrawa-Nationalpark, der rund 42km^2 gross ist. Die Strasse wurde nicht wirklich besser, dafür enger, rutschiger jedoch bei weitem nicht so durchlöchert wie ich mir das vorgestellt habe.
Kurz vor Einbruch der Nacht erreichten wir die Ortschaft Surama und die Lodge. Ein herrliches Plätzchen und ein sehr feines Nachtessen, bei dem dann wiederum Rum kredenzt wurde. “Karpe ‘ze diem” oder wie das Sprichwort heisst, gab es am nächsten Tag bereits um 6:30 Uhr Frühstück. War kein Problem, der innere Wecker ist ja gerichtet. Für auf das dick geschnittene, getoastete Toastbrot stand Honig, Erdnussbutter aus der Gegend oder Käse bereit, zusätzlich ein herrlich süsser Fruchtsalat aus u. a. korrekt reifen Mangos. Nach einem Spaziergang von rund einer Stunde machten wir eine Bootsfahrt auf dem Buro Buro Fluss und sahen Schwalben, Geier und Eisvögel (?!?). Auf dem Rückmarsch erspähten wir sogar einen “Tyra”. Das Tier gleicht einem Marder oder Iltis, ist jedoch geschätzt fast so gross wie ein Schäferhund.
Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter nach Süden und durch die letzten Kilometer Regenwald. Dieser hört fast wie Tunnelöffnung auf und vor uns lag die Rupununi-Ebene, ein flach Grasssteppe mit vereinzelten Bäumen.
Hier konnte mit etwas höherem Tempo im vierten Gang zugefahren werden, ein gelegentliches Verlangsamen war lediglich bei den schmalen Holzbrücken nötig. Wir kamen in Lethem an, wechselten auf ein anderes Fahrzeug, welches und an den Fuss der Kanukuberge zum Camp fuhr. Dort richteten wir uns für die Nacht ein.
Am nächsten Tag erhielten wir ein ausgiebiges Frühstück und machten uns auf, auf den Aussichtspunkt, d.h. eine der höchsten Erhebungen der Kanukuberge zu erklimmen. Unser nächster, lokaler Guide (ich möchte anmerken, dass man als Tourist hier in Guyana wie ein nasser Keks weitergereicht wird, oder politisch korrekter ausgedrückt: die Aufgaben werden stufengerecht an das entsprechende Personal weitervermittelt, resp. an andere Einzelunternehmen subkontraktiert) führte uns zunächst durch etwas Steppe, dann folgte ein leichter Anstieg im Dschungel. Der Guide ging vor und das ist aus mehreren Annahmen richtig und wichtig: 1. Er ist im Besitz der scharfen Machete, 2. er weiss sie zu führen, Abstand ist dennoch geboten, 3. er kennt den Weg und 4. sollte eine Schlange auf dem Weg liegen, wird er sie eher erspähen als der Gringo. Die erste und zweite Annahme sollten sich während der gesamten Wanderung als korrekt erweisen, bei Nummer drei konnte ich ihm mehrfach helfen, war er doch seit einem halben Jahr nicht mehr hier. Die Vier bewahrheitete sich ebenfalls: mitten auf dem Weg lag ein Buschmeister, der gut eineinhalb Meter lang war. Zur Erinnerung: Der Biss ist ohne Gegengift innerhalb einer Stunde tödlich. So kamen dann Annahmen 1 und 2 zur Ausführung und -Tschock- schon war der Buschmeister ein Ex-Buschmeister. Leider müssen die Guides die Tiere töten.
Nach rund drei Stunden üblen Anstieges und permanent von einer Armada von guyanischen Kopien der “Rossbrämen” begleiteten Schwitztirade erreichten wir um den Mittag den Aussichtspunkt. James war es schon kurz nach Start der Bremsenattacke verleidet und er kehrte mit dem anderen Einheimischen zum Camp zurück.
Oben genossen wir die Aussicht, glücklicherweise liessen uns die Bremsen auf dem Fels in Ruhe.
Nach einer guten Stunde Abkühlen und einer kleinen Mahlzeit machten wir uns an den Abstieg, der doch auch über zwei Stunden dauerte, da der nasse Untergrund aus Blättern, Wurzeln, Zweigen und Steinen bestand.
Unten angekommen liefen wir zum nahe gelegenen Wasserfall und nahmen ein erfrischendes Bad sowie eine Dusche -mit Shampoo. Endlich wieder einigermassen sauber. Beim Nachtessen leerten wir dann die letzte der drei Flaschen Rum, die wir dabei hatten. Es ist anzumerken, dass der oben erwähnte Einheimische die Rolle des Nachtwächter einnahm und einen guten Durst hatte. und ich mich nach dieser anstrengenden Wanderung mit dem Alkohol zurückhielt.
Am letzten Tag dieser Reiseveranstaltung gesellte sich auch Navin wieder zu uns. Oben vergass ich zu erwähnen, dass, als wir tags zuvor in Lethem ankamen, zwar das Auto gewechselt hatten, ebenso einen anderen Fahrer erhielten, der sich, anstelle anzugurten, einen Motorradhelm trug. Naja.
So fuhren wir am Morgen mit dem Ersatzfahrzeug nach Lethem zurück. Navin fuhr uns sogar zuerst zum guyanischen, dann über ein seltenes Rechts/Linksverkehr- Wechselobjekt (eine Brücke und Unterführung) zum brasilianischen Zoll und schliesslich zum Busterminal. Nach dem Verabschieden kauften wir uns Tickets nach Boa Vista und ich wechselte meine letzten guyanischen Kröten in Reais um.
Nach rund 90 Minuten erreichten wir Boa Vista und nahmen ein Taxi ins Zentrum. James logierte etwas gediegener im besten Hotel am Platz für 180 Reias die Nacht, ich ging um die Ecke ins Hotel Ideal für 50 Reais die Nacht (ohne Kühlschrank, dafür mit Aircon und Frühstück). Nach rund zwei Stunden umherirren in Boa Vista fand ich auch eine Bank, die mir Geld am Automaten gab, sodass ich das Hotel auch bezahlen konnte.
Am Abend traf ich James für ein “abschliessendes Gespräch” und ein paar Drinks im Innenhof des Aipana Plaza Hotels. Er wird noch einen Ruhetag einlegen und dann mit dem Bus nach Manaus und anschliessend mit dem Boot nach Iquitos fahren, bevor er wieder zurück nach London muss. Mich würde der folgende Tag noch mit Vorbereitungen für Venezuela beschäftigen.
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