Mittwoch, 2. November 2011

Au Revoir französisch Guyana und Velkom in Surinam

Gegen Mittag bin ich in Paramaribo, der Hauptstadt Surinams angekommen einen ersten Blick in die Stadt geworfen. Doch zuerst noch der Abschluss in französisch Guyana: Nachdem ich am Montagmorgen früh zurück nach Cayenne fuhr, konnte ich das Mietauto ohne Probleme abgeben und der Angestellte fuhr mich auch noch zum Sammelstand der Taxi collective. Nach kurzem Suchen fand ich dann auch dann dasjenige nach St. Laurent du Maroni. Da ich erst der zweite Passagier war, mussten wir noch knapp zwei Stunden warten, bis sich genug Leute für eine Fahrt fanden. Wenn das der Bedarf an Beförderung ist (Sieben Personen pro zwei Stunden) dann verstehe ich, warum ein regelmässiger ÖV nicht etabliert wird. Die Fahrt war zweiteilig, mit dem ersten Taxi-co ging es bis nach Macouria, dann wurde in einen anderen Kleinbus gewechselt, welcher dann die restliche, sehr schwach befahrenen Strecke bis St. Laurent bewältigte. Am “Busbahnhof” angekommen, bezahlte ich noch den Fahrer, ging zum nächstgelegten Hotel und checkte für eine Nacht ein.
Am Nachmittag lief ich durch das überblickbare Dörfchen und nahm dann an einer geführten Tour durch das “Camp de Transportation” teil. Mussten echt üble Zustände für “nur” das Durchganglager gewesen sein, unter anderem wenn man bedenkt dass hier auch Exekutionen mit der Guillotine durchgeführt wurden und die Gefangenen dabei zuschauen mussten. Wir statteten auch der Zelle mit der Nummer 47 einen kurzen Besuch ab; in dieser Zelle sass Henri Charrière (Papillon) ein. Ist schonen spezielles Gefühl, an den originalen Orten zu sein, an denen eine Geschichte spielt.


Vor Einbruch der Nacht lief ich zum Hafen hinunter, um mich für den folgenden Tag zu vorinformieren. Ich wurde von vielen Verkäufern umlagert, die Überfahrten anboten. War irgendwie wie auf dem Markt von Marrakesch (com’ drive with me, make you good price...) Erinnerte mich auch an Szenen von Schwarzafrika, die mir Afrikareisende wie Eri und Reto, Dave oder mein Vater beschrieben. Auf dem Weg hatte es auch immer wieder einzelne Siedlungen und ich musste mit Grinsen an “Negerdörflis” denken, halte einfach in Südamerika.
Ich ging relativ früh zu Bett, damit ich mich frühzeitig auf den Weg machen konnte. Gesagt, getan; nachdem ich am Morgen geduscht, mich rasiert, angezogen und gepackt habe, lief ich die zwei Kilometer zum internationalen Port und war schon vor acht Uhr aus französisch Guyana ausgestempelt. Zwar benötigte ich keinen Ausreisestempel (erhält der Schweizer an sich ja nicht, wenn er Frankreich verlässt - das interessiert den surinamischen Zöllner eh nicht), er will jedoch einfach einen Ausreisestempel sehen und der freundliche französisch guayanische Zöllner drückte mir eben diesen gleich oberhalb des surinamischen Visas rein. Da das offizielle Boot selten fährt, bestieg ich eine Piroge. Selbstverständlich klebte schon vor den Zollformalitäten ein Verkäufer an meinen Beinen. Die Bezahlerei war ein bisschen kompliziert, ich erinnere an die leicht undurchsichtigen (zumindest uns nicht so klar verständlichen) Geldflüsse in Marokko.
Die Überfahrt half mir die nass geschwitzten Kleider wieder ein bisschen zu trocken, zum Glück habe ich ja vor einer Stunde geduscht... Drüben angekommen, war ich überrascht, da der Käpt’n auch am internationalen und nicht am “normalen” Pier anlegt. So ging ich durch das Zollhäuschen, füllte das Einreiseformular aus und konnte keine fünf Minuten später weiter: Willkommen in Surinam. Es dünkte mich eher wie Afrika, alles voller N**** und as u Puff uf dr Stross, vor allem das Parkieren. Ich fand das alles sehr amüsant. Es dauerte natürlich nicht lange, bis sich ein Fahrer fand, der einen anderen Passagier und mich nach Parbo bringen würde; nicht, bevor er noch eine Runde durch Albina machte, zwei weiter Passagiere einem anderen abschwatzte, dann tankte um wiederum vor dem Zollgebäude zu halten, auszusteigen und in einem Café sein Frühstück zu kaufen, welches er dann nach der Abfahrt zu sich nahm. Er macht übrigens noch so einiges während der gesamten Fahrt: von den Telefonkarten die Nummer für den gekauften Betrag abtippen, sich das Gesicht waschen und selbstverständlich telefonieren. Dies alles bei konstantem Ausweichen von Schlaglöchern. Grundsätzlich fuhr er ausserorts mit maximal 40km/h, innerorts durfte es dann schon bis zu 110km/h (ja, Hundertzehn!) in der Dreissigerzone sein. In einem Vorort von Parbo hielt er vor einem Bettwarengeschäft mit CD-Verkauf, in dem wir Geld wechseln konnten. Ich dachte, ich höre nicht richtig, war aber so. Ich konnte die Euros in surinamische Dollar wechseln. Die anderen Passagiere befanden den Kurs für gut und somit sollte er für mich auch recht sein.
Ein paar Minuten später überquerten wir auf der riesigen gebogenen Brücke den Fluss und nahmen an dem Grosstadtstau teil. Nach vielen Schleichwegen erreichten wir das Zentrum und der Fahrer war sogar so freundlich, mich vor dem Guesthouse Zus&Zo abzusetzen. Leider war das ausgebucht, deren Schwester-Guesthouse ebenfalls. Es zeigt sich einfach, wenn man es in den Lonely Planet schafft, dass hat man ausgesorgt. Das Fräulein schlug mir das Zin vor, welches gleich um die Ecke war. Dort fand ich dann ein Zimmer und buchte mal drei Nächte bis Freitag.
Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit Forschung. Parbo ist ein beliebtes Ziel für Holländer und beheimatet viele Tourorganisierer. Somit schaute ich mir die verschiedenen Angebote an und entschied mich dann für folgenden Schlachtplan: Mittwoch und Donnerstag das Städtchen anschauen, von Freitag bis Sonntag auf eigene Faust in den Brownsberg-Nationalpark, dann zurück für eine Nacht in Parbo und von Montag bis Donnerstag eine Viertagestour zu den Railenvallen und auf den Blocksberg, wieder zurück nach Parbo für zwei Nächte und anschliessend nach Nieuw Nickerie. Da die grossen Schildkröten nicht zu dieser Jahreszeit ihre Eier legen, schenke ich mir den Ausflug nach Galibi und lasse mir den für ein anderes Mal, ebenso unterlasse ich einen aus meiner Sicht peinlichen Tagesausflug zu den Buschn****n, äh, -Indianer.

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