Seit kurzem bin ich nun in Guyana, seit vorgestern Mittag in Georgetown. Hier ist die Hupe das wichtigste Instrument im Auto, gleich danach kommt das Gaspedal. Bremsen ist für Angsthasen und das Angebot “Do you want a ride to Georgetown” von der Grenze glich eher einem Ritt als einer Fahrt. Doch der Reihe nach.
Nach der Rückkehr von der Tour verbrachte ich zwei Tage in Paramaribo, während denen ich vorwiegend gelesen, mich entspannt und mich in die Reise nach Guyana vertieft habe. Ursprünglich wollte ich mit dem Rundum-glücklich Paket direkt von Paramaribo nach Georgetown reisen (Start ca. 4h damit die offiziell Fähre erwischt wird), entschied mich dann jedoch dazu, dies aufzuteilen. So organisierte ich einen Platz in einem Minibus, der mich am Sonntag um zehn Uhr abholte. Pünktlich um halb elf war er dann auch schon da und los gings es, nachdem ich mich noch von den anderen Gästen im Twenty4 verabschiedete. Der Kleinbus war gerappelt voll, was den Fahre jedoch nicht davon abhielt, eher tief zu fleigen anstelle zu fahren. Unterwegs gab es dann noch eine Essenpause, bei der wir uns in einem kleinen Laden was kaufen konnten. Wir kamen dann im Laufe des Nachmittag in Nieuw Nickerie (die Betonung liegt auf dem E nach dem K) und ich wurde bis vor das Hotel Concord gefahren. Das Restaurant war wohl geschlossen und als ich dann durch den Seiteneingang das Hotel fand, zehn Minuten auch jemand der dort zu arbeiten schien, erhielt ich ein Zimmer. Die Reservation zwei Tage zuvor wäre nicht nötig gewesen, von den 30 Zimmern sollten gerade mal zwei besetzt werden. Better save than sorry... In Nieuw Nickerie ist am Sonntag der Teufel los: überall tote Hose. Wenigstens war die Bar des anderen Hotel am Hauptplatz geöffnet, sodass ich doch einen Kaffee trinken konnte und die Nachmittagshitze genoss. Nach einem unspektakulären Nachtessen in einem chinesischen Restaurant traf ich die beiden holländischen Frauen von der Busfahrt wieder. Beide arbeiten im lokalen Krankenhaus (hier Ziekenhuis genannt: man spreche das Z wie ein S und das K wie ein CH, dann ergibt sich ein etwas anderer Sinn...), die eine als Sprachtherapeutin und die andere als Psychotherapeutin.
Am nächsten Tag stand ich früh auf, damit ich auf keinen Fall die Fähre um 12 Uhr verpassen wollte. Tags zuvor habe ich noch abgeklärt, in welchem Zustand die Strasse zum ca. 30km entfernten Anlegesteg ist (Strasse ist nicht überschwemmt), wie lange die Fahrt wohl dauert (gemäss LP 1.5h, gemäss Taxifahrer 20min.) und wann der Bus fährt (8 Uhr). Zusätzlich fahre auch ein Fähre um 9 Uhr. Nach diesen widersprüchlichen Informationen gelangte ich eben zur Erkenntnis, dass der Tag früh begonnen werden sollte. So lief ich die 500 Meter zum Markt, bei dem der Bus losfahren sollte. Ich wollte ja eigentlich auf den Bus warten, ein Taxi stand jedoch schon bereit und da ich der letzte Passagier war, der das Taxi füllte, fuhr ich halt damit los. Die Strasse war in einem guten Zustand, die Fahrt also kurz. Sie war sogar so kurz, dass wir noch vor der offiziellen Öffnungszeit der Anlegestelle mit Zoll und Immigration ankamen.
Als die Tore dann geöffnet wurden, musste ich noch ein Ticket kaufen. Anschliessend ging es durch den (Waren-)Zoll und die Immigration, in der ich den Ausreisestempel erhielt. Die Neun-Uhr Fähre legte dann um 10 Uhr ab und benötigte für die Überfahrt eine halbe Stunde. Da Guyana eine Stunde hinter Surinam liegt, fährt die Fähre in beide Richtungen um 10 Uhr ab. Ich hatte mich zuvor noch gewundert, warum die nur eine Abfahrtszeit auf dem Zettel aufführten...
In Guyana gingen die Zollformaliltäten ebenfalls flott von der Hand; zumindest für mich, eher nicht so flott für den Deutschen, der ein paar Pflanzen mitnehmen wollte. Kaum draussen wurde ich von Geldwechslern und Minibusfahrern umzingelt: Same procedure as... Da heisst es kühlen Kopf bewahren und dem einen oder andere auch sagen, dass man jetzt zuerst mit einem anderen redet. So konnte ich die Surinamdollar in Guyanadoller wechseln und für 2500G$ (ca. 10 CHF) die Fahrt nach Georgetown kaufen. Die Strasse war in eine erheblich besseren Zustand als die jenige von Albina nach Paramaribo. Nach wie vor mit Linksverkehr ging es dann in äusserst zügigem Tempo voran. Innerorts, ausserorts, egal, er drückte drauf.
Ich wurde sogar bis vor das Rima-Guesthouse gefahren, sodass ich nicht mit Sack und Pack in der Nachmittagshitze unterwegs sein musste. Die Wahl war gut, das Rima ist sehr gemütlich und die Leute hier freundlich, auch wenn es keine Klimaanlage im Zimmer hat.
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich mich in Guyana sicherer fühle, als ich zu Beginn angenommen hatte, sei ist doch das zweitärmste Land hinter Haiti in der westliche Welt. Die Leute gehen ihren Tätigkeiten nach, natürlich werde ich angebettelt, mehr als in den anderen Guyanas; jedoch unsicher fühle ich mich nicht. Ich trage dennoch einzig nur eine Passkopie und Geld im Gegenwert von ca. 20 Franken in meiner Hosentasche. Dies machte ich auch vorher so.
Gestern habe ich mir ein paar Sehenswürdigkeiten angesehen: die gotische Kirche aus Holz, den riesigen Markt und den Kleinbusbahnhof davor. Es ist durchaus chaotischer als anderorts, dennoch beinhaltet das Ganze ein funktionierendes System.
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